Buch-Tipp: Galina Balaschowa – Architektin des sowjetischen Raumfahrtprogramms

Galina Balaschowa war Weltraum-Architektin und entwarf Behausungen, die sich dem Gesetz der Schwerkraft entzogen. Sie gab Weltraumkapseln und Weltraumstationen zweckmäßige und ästhetische Formen. Eine der ungewöhnlichsten Aufgaben in der Baukunst.

Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt würdigt die Weltraumarchitektin mit einer monografischen Ausstellung (27. Juni bis 15. November 2015).

Die Monografie “Galina Balaschowa. Architektin des sowjetischen Raumfahrtprogramms” präsentiert eine einzigartige Sammlung von Entwürfen, Plänen und Konstruktionszeichnungen, die zum Teil noch nie veröffentlicht wurden.

Entwürfe, streng geheim

Auf dem Zeichentisch der Architektin lagen die Konstruktionspläne von Sojus-Kapseln, der Weltraumstationen Mir und Saljut sowie des Raumgleiters Buran – Zeugnisse eines technischen Wettlaufs zwischen den USA und der UdSSR. Da ihre Tätigkeit als Angestellte des Weltraumkonzerns Energija der Geheimhaltung unterlag, blieben ihre Entwürfe unbekannt. Ihre Aufgaben waren ein streng gehütetes Staatsgeheimnis, das sich erst nach der Auflösung der Sowjetunion lockerte.

Die mit feinem Strich und mit viel Liebe zum Detail angefertigten Aquarelle und technischen Zeichnungen zeigen das breite Spektrum ihrer außergewöhnlichen Aufgaben. Dazu gehörten zum Beispiel die ergonomische Gestaltung eines Wohn- und Schlafbereichs, der komfortablen Kosmonautensitze oder das Design einer weltraumtauglichen Toilette. In allen Dokumenten ist das Bemühen sichtbar, das Leben der Kosmonauten im All angenehmer zu gestalten. So stellte sie sich Fragen zur Raumproportion, der psychologischen Wirkung von Farben und Materialien und zur funktionalen Verteilung der technischen Ausrüstung.

Oben dunkel, unten hell

Zur Orientierung suggerierten dunkle Farben den Boden und helle die Decke. Im Vordergrund standen jedoch Sicherheitsfragen: etwa die Fixierung von Gegenständen in der Schwerelosigkeit des Raums oder der Kosmonauten während des Schlafs. Die Materialien durften nicht entflammbar sein oder toxische Eigenschaften besitzen – ein tödliches Risiko im Weltall. Auch die Beleuchtung hatte sie zu bedenken.

Ihre Entwürfe für das Basismodul der Internationalen Raumstation ISS sind bis heute im Einsatz. Parallel gestaltete sie Medaillen und Missionsabzeichen, darunter die Bildmarke für die weltpolitisch bedeutende Begegnung von Amerikanern und Sowjets im Rahmen des Apollo-Sojus-Programms im Jahr 1975. Neben all diesen ungewöhnlichen Dokumenten enthält das Buch auch die Autobiografie Balaschowas, Studien zur Heraldik und private Zeichnungen.

Philipp Meuser
Galina Balaschowa
Architektin des sowjetischen Raumfahrtprogramms

210 × 230 mm, 160 Seiten, 189 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-345-2 (deutsch)
EUR 28,00 / CHF 34,80
Oktober 2014. DOM publishers, Berlin

 

Abbildung oben: Galina Balaschowa, Entwurf für das Technikmodul der Raumstation Mir (1980)

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