Bürogebäude für Augsburger Softwareunternehmen: Holzbau-Spezialist Frank Lattke realisiert Skelettbau aus Buchenholz
Das Softwareunternehmen euregon AG residiert seit Februar 2016 in einem dreigeschossigen Bürogebäude, das der Architekt Frank Lattke mit seinem Team als Skelettbau in BauBuche realisiert hat.
Als Teil des zum Wohn- und Arbeitsort umfunktionierten Sheridan-Parks, einer ehemaligen Kaserne im Westen Augsburgs, befindet sich das Gebäude buchstäblich im Grünen. Hinter einer Fassade aus weiß gestrichenen vertikalen Holzstäben liegen Büros und offene Arbeitsflächen, die von einer 5,10 m tiefen, flach dimensionierten Holzbalkendecke überspannt werden. Heiz-/Kühlsegel, eingehängt zwischen die Deckenbalken, sorgen für das richtige Raumklima. Die Nutzflächen werden über eine großzügige, 2,40 m breite Mittelzone erschlossen. Auf der Südseite erweitert ein zwei Meter tiefer, durchgehender Balkon die Räume und schützt sie so ohne teure Technik vor der Sonneneinstrahlung. Ein zentrales Treppenhaus verbindet die drei Ebenen des Gebäudes.
Der Bauherr: Holzoberflächen als wichtiges Gestaltungselement
Mit Holz zu bauen, war sein Wunsch, berichtet Bauherr Helmut Ristok. Auch wenn er zunächst nicht vorhatte, das komplette Tragwerk in Holzbauweise ausführen zu lassen, ist der Vorstand der euregon AG vom Ergebnis positiv überrascht. Über den Architekten kam BauBuche als Material sowohl für das Tragwerk als auch für die Einbauten im Gebäudeinneren ins Spiel.
Anhand der Materialmuster konnte sich der Bauherr gut vorstellen, das gesamte Bürogebäude für die euregon AG mit dem neuen Baustoff zu realisieren. Nicht zuletzt aus Gründen der Aufenthaltsqualität: „Sichtbare Holzoberflächen waren uns wichtig“, sagt Ristok, der sein Unternehmen mit dem Neubau angemessen repräsentiert sieht: „euregon ist bodenständig und solide“. Dazu passe der dezente hochwertige Baustoff.
Erstes Bürogebäude mit BauBuche-Tragwerk
Der Neubau in Augsburg ist das erste Bürogebäude, dessen komplettes Tragwerk in BauBuche ausgeführt wurde: Stützen, Balkendecken mit darüber liegenden Platten, die Pfosten-Riegelfassade, die Trennwände zur Mittelzone sowie der Fußboden im Erdgeschoss sind aus dem stabilen Furnierschichtholz. Die Skelettbauweise ermöglicht den Nutzern eine flexible und den aktuellen Bedürfnissen angepasste Raumaufteilung. In den Innenräumen wechseln sich transparente und opake Wandflächen ab – so entsteht ein aufgelockertes Raumgefüge, das Zusammenarbeit im Team ebenso möglich macht wie zurückgezogenes Arbeiten. Der Einsatz von Holz in fast allen Bereichen sorgt für ein “Wohlfühlklima” und trägt zum angenehmen Arbeiten bei.
Flexibilität dank Skelettbauweise und Raumersparnis durch BauBuche
“Räumliche Flexibilität”, sagt der Augsburger Architekt Frank Lattke, sei ein wichtiges Thema bei der Planung des Gebäudes gewesen. “Weil man nicht absehen kann, wie sich die Firma entwickelt, war Flexibilität die oberste Prämisse des Bauherren. Das hat uns sofort zu einer Skelettbau-Typologie geführt”, ergänzt der Holzbau-Spezialist. Den neuen Baustoff aus Buchenholz kannte Lattke von seiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München am Fachgebiet Holzbau bei Prof. Hermann Kaufmann in der Fakultät für Architektur.
Im Entwurfsprozess für das Bürogebäude der euregon AG untersuchten die Architekten zusammen mit den Tragwerksplanern vom Münchner Büro bauart konstruktions GmbH, wo die Unterschiede zur Verwendung von herkömmlichem Brettschichtholz liegen: “Wir haben gesehen, dass die Bauteilquerschnitte bei der BauBuche deutlich geringer waren als beim Brettschichtholz.” Bei den Stützen konnten so sechs Zentimeter eingespart werden. “Das ist schon ein gehöriger Unterschied”, so der Planer. Dadurch entstehe nicht nur etwas mehr Platz in den Büros. Dank der schlankeren Stützen wurden auch gestalterisch hochwertigere Details im Innenausbau möglich, u. a. bei den Anschlüssen und den Bürotrennwänden, die ebenfalls aus BauBuche ausgeführt wurden.
Auch die Gebäudetechnik und der Brandschutz profitieren
Kleine, aber wichtige Einsparungen konnten die Planer auch dort erzielen, wo sie es nicht vermutet hatten: Unter der abgehängten Decke des breiten Mittelflures liegt der Hauptversorgungsstrang der Gebäudetechnik für Lüftung, Heizung und Kühlung. “Hier hatten wir überlegt mit Brettschichtholz zu arbeiten, weil man diesen Bereich ja nicht sieht”, erzählt Frank Lattke. Durch die Verwendung von BauBuche-Trägern konnten bei gleicher Tragfähigkeit 4 cm Bauhöhe eingespart werden: “Dieser zusätzliche Platz kam dann den Installationen zugute“, sagt der Architekt.
Es sind diese kleinen “Raumgewinne”, die sich summieren und große Vorteile bringen können: Bei der Ausführung des Gebäudes in “herkömmlicher” Holzbauweise wäre der Neubau – bei den gleichen lichten Raumhöhen – wohl in die Gebäudeklasse 4 gerutscht – mit erheblich höheren Anforderungen an den Brandschutz. “So haben wir die Oberkante Fertigfußboden bei 6,80 m und sind dadurch noch in der Gebäudeklasse 3”, freut sich der Planer.
Projektdaten
Architektur: lattkearchitekten BDA, Augsburg
Tragwerksplanung: bauart konstruktions GmbH, München
Standort: Augsburg
Bauherr: euregon AG
Ausführende Firma: Gumpp & Maier GmbH, Binswangen
Fertigstellung: Februar 2016
Fotos: Eckhart Matthäus, Wertingen