Dämmbeton, Grundofen, Photovoltaik: Wohnhaus Nickel-Bernhardt, Weißensberg
Auf das Wesentliche reduzieren wollte das Architektenehepaar Nickel-Bernhardt sein eigenes Haus in Weißensberg, vier Kilometer östlich von Lindau gelegen. Das Resultat ist ein kleines Haus aus unverputztem Dämmbeton, keine protzige Villa, und gleichzeitig erfüllen sich darin alle Wünsche der Bauherren.
Reduktion auf das Minimum
Die Bauherren reduzierten neben dem Sichtbaren auch die meist unsichtbare Technik auf das absolut notwendige Minimum. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung gibt es nicht, geheizt wird mit einem Grundofen, außerdem produziert eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach einen Teil des benötigten Stroms. So autark wie möglich und wie wirtschaftlich sinnvoll wollten die Bauherren sein.
Damit man mit einem solchen System gut zu Recht kommt, müssen sich die Nutzer zum einen auf seine Eigenarten einlassen. Es ist aufgrund der enormen Speichermassen sehr träge, weshalb bei einem Wetterumschwung früh genug eingeheizt werden muss. Zum zweiten muss das Haus richtig geplant sein, um die Warmwasserleitungen möglichst kurz und damit die Energieverluste gering zu halten.
Beim Haus der Familie Nickel-Bernhardt gesellt sich die Küche auf die eine Seite des Ofens, das Gäste-WC auf die andere und das Badezimmer liegt direkt darüber. So wird an dieser Stelle wieder einmal sehr deutlich, dass das Konzept und die Grundrissdisposition ineinander greifen wie die Rädchen eines Getriebes.
Dämmbeton unterstützt das Konzept der Reduktion
Aus so viel Minimalismus und Reduktion ergibt sich das Baumaterial eigentlich wie von selbst, wäre es doch undenkbar, hier mit einem Wärmedämmverbundsystem oder Ähnlichem zu arbeiten. Monolithisch sollte gebaut werden, weshalb die Wahl ziemlich schnell auf den hierzulande immer noch fast neuen Dämmbeton fiel.
Die Bauherren schauten sich im Schweizer Chur ein Wohnhaus an, das aus diesem Material, das in der Schweiz schon wesentlich verbreiteter ist als in Deutschland, gebaut worden war. Hier fordert er Planer und Handwerker nach wie vor heraus – mit regelmäßig tollen Ergebnissen. Der große Vorteil bei diesem Projekt lag darin, dass die Architekten für sich selbst gebaut haben und sich deshalb nicht sklavisch an alle Normen und Vorschriften halten mussten. So ist beispielsweise die Attika niedriger als die Vorschriften es verlangen, die Abdichtung wurde nur zehn statt der geforderten 15 Zentimeter hochgezogen, auf Abdeckbleche komplett verzichtet, stattdessen mit Flüssigfolie abgedichtet. Die Bewehrung wurde auf das Mindestmaß reduziert, weshalb auf den Betonoberflächen kleine Haarrisse entstanden sind. Diese wirken sich nur auf die Optik aus und stören keinesfalls.
Als Schalung wurde eine herkömmliche und keine Sichtbetonschalung verwendet, wodurch die Kosten gesenkt werden konnten und die Oberflächen der Wände lebendiger geworden sind. Wichtig war den Architekten allerdings, dass die Wände ohne Unterbrechung bis zu den Brüstungen der Fenster im Obergeschoss durchlaufen und nicht auf Höhe der Decke eine Zäsur entsteht. Die Schalung war aus diesem Grund vier Meter hoch.
Neben der äußeren Hülle besteht auch der innere Kern, der den Technikraum und die Bäder aufnimmt, aus Sichtbeton, alles andere aus Holz. Dies rührt vom Entwurfskonzept her, die Hülle aus Beton und das „Innenleben“ aus Holz bauen zu wollen. Deshalb wurde der Estrich im Erdgeschoss folgerichtig auch mineralisch beschichtet, damit er wie Beton aussieht.
Foto: InformationsZentrum Beton / Darko Todorovic