Denkmalgerechte Museumssanierung: Moderne Lüftungstechnik für die Neue Nationalgalerie in Berlin

Von 2016 bis 2021 sanierte ein Team von David Chipperfield Architects im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung die Neue Nationalgalerie in Berlin denkmalgerecht. Die Haustechnik inklusive der Lüftungs- und Klimatechnik wurden komplett erneuert. Im Sommer 2021 wird die Neue Nationalgalerie mit einer neuen Ausstellung wiedereröffnet.

Das 1968 eröffnete Bauwerk mit seiner Stahl-Glas-Konstruktion hatte von Beginn an ihre Schwächen: Vor allem das Kondensat an der ungedämmten Glasfassade sowie die daraus entstandenen Korrosionsschäden an der Fassadenkonstruktion und die durch fehlende Dehnungsfugen zerbrechenden Glasscheiben bereiteten schon nach kurzer Zeit wiederkehrende Probleme.

Die Eingangshalle sieht nach der Sanierung aus wie zur Eröffnung 1968, dabei wurde sie unter anderem mit modernster Lüftungs- und Klimatechnik ausgestattet (Foto: Thomas Bruns, BBR)
Die Eingangshalle sieht nach der Sanierung aus wie zur Eröffnung 1968, dabei wurde sie unter anderem mit modernster Lüftungs- und Klimatechnik ausgestattet (Foto: Thomas Bruns, BBR)

Leitlinie der Sanierung: Maximaler Substanzerhalt und minimale visuelle Beeinträchtigungen am Bauwerk

Nach über 50 Jahren intensiver Nutzung war eine Grundinstandsetzung unausweichlich. Auch die gesamte Haustechnik hatte das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und musste ausgetauscht werden. Den Auftrag für die Sanierung erhielt das Büro David Chipperfield Architects. Die Architekten sind dabei äußerst behutsam und mit großem Respekt vorgegangen – die Leitidee war: Maximaler Substanzerhalt und minimale visuelle Beeinträchtigungen am Bauwerk oder „so viel Mies wie möglich“.

Hierfür wurden beinahe alle Objekte akribisch demontiert, eingelagert, restauriert oder rekonstruiert und anschließend wieder zusammengesetzt. So geschehen zum Beispiel mit den Granit–Bodenplatten der großen Eingangshalle. Darunter befindet sich nun die neue Flächenheizung und -kühlung.

Stabiles Raumklima für wertvolle Kunstbestände

Der Austausch der Lüftungs- und Klimatechnik benötigte im Vorfeld eine detaillierte Planung. Denn Ausstellungsräume unterliegen strengen konservatorischen Anforderungen, unter anderem muss ein stabiles Raumklima gewährleistet sein, um die Kunstwerke zu schützen. Dabei unterscheiden sich die beiden Bereiche des Museums erheblich voneinander.

Die ungedämmte Außenfassade der großen Ausstellungshalle führte zu Kondensatbildung an den Glasflächen, was Schäden und Korrosion an der Fassade verursachte. Aus Denkmalschutzgründen war die Erneuerung der großformatigen Glasscheiben durch Mehrscheiben-Isolierglas keine Option. Stattdessen wird die neue Belüftungstechnik künftig weitestgehend verhindern, dass die Glasscheiben beschlagen.

Simulation der Luftströme vor Ort als Parameterstudie

Hierfür wurden vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen Simulationen der Luftströme und Rauchversuche vor Ort als Parameterstudie durchgeführt. Es galt herauszufinden, wie eine Abschirmung der Fassade und die Vermeidung von Kondensat in der 8,40 m hohen Ausstellungshalle umgesetzt werden kann, damit alle internationalen klimatischen Standards eingehalten werden.

In den Ausstellungsbereichen im Untergeschoss gelten strengere konservatorische Anforderungen: Bei einer Raumhöhe von 4 m müssen bis zu einem Hängebereich von 3 m Höhe Vorgaben zu Raumluftgeschwindigkeiten eingehalten werden.

Moderne Lüftungstechnik und die Anforderungen des Denkmalschutzes

Eine weitere erschwerende Forderung war der Erhalt von Bestandslochblechen als Vorgabe des Denkmalschutzes. Diese überdecken den eigentlichen Luftdurchlass und beeinflussen somit das Ausblasverhalten.

Im Zuge der Planung führte Kiefer hierzu in seinem Strömungslabor Versuche durch, um die Anforderungen des Denkmalschutzes mit den konservatorischen Vorgaben in Einklang zu bringen.

Die neuen Luftauslässe fertigte Kiefer in einem Sondermaß. So integrieren sie sich perfekt in die neue Unterdecke (Foto: Kiefer Klimatechnik)
Die neuen Luftauslässe fertigte Kiefer in einem Sondermaß. So integrieren sie sich perfekt in die neue Unterdecke (Foto: Kiefer Klimatechnik)

Die bisherige Decke im Untergeschoss stellte für damalige Verhältnisse eine bis dahin in Deutschland unbekannte Systemdecke dar. Das in den USA bereits eingeführte System war Grundlage der Idee Mies van der Rohes von einem flexiblen Grundriss der Ausstellungsräume. Im Nachkriegsdeutschland konnte diese Unterdecke jedoch nur annähernd nachgebaut werden.

Im Zuge der Generalsanierung entfernte man diesen Nachbau aus Kanthölzern und Spanplatten und rekonstruierte sie durch eine neue Moduldecke im gleichen Erscheinungsbild. Hinter den 60 x 60 cm großen Modulen versteckt sich der Kiefer Deckenluftdurchlass INDULCLIP. Das Stuttgarter Unternehmen fertigte die Frontblenden und die rückseitigen Luftverteilkästen mit Sonderabmessungen.

Im Sockelgeschoss wurde die Moduldecke rekonstruiert. Hinter den 60 x 60 cm großen denkmalgeschützten Bestandslochblechen verstecken sich die Design-Luftdurchlässe INDULCLIP von Kiefer Klimatechnik (Foto: Thomas Bruns, BBR)
Im Sockelgeschoss wurde die Moduldecke rekonstruiert. Hinter den 60 x 60 cm großen denkmalgeschützten Bestandslochblechen verstecken sich die Design-Luftdurchlässe INDULCLIP von Kiefer Klimatechnik (Foto: Thomas Bruns, BBR)

Filigran und sehr aufwendig erfolgte die Befestigung dieser unterschiedlichen Bauteile inklusive Dekorlochblech, um wie gewünscht die Lüftungstechnik unsichtbar in die Moduldecke zu integrieren. Die Clipelemente von Kiefer ermöglichen eine sehr hohe Induktion, wodurch große Temperaturunterschiede von bis zu -12 K zwischen Zu- und Raumluft sehr schnell abgebaut werden.

Auf diese Weise wird eine zugfreie Luftverteilung erreicht und die Raumtemperatur in einem für Besucher und Objekte optimalen Wohlfühlklima gehalten.

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