Ein neues Dach für die Arena di Verona (gmp Architekten und schlaich bergermann partner)

Aus einem internationalen Ideenwettbewerb für die Überdachung der historischen Arena in Verona sind im Februar 2017 die Ingenieure von schlaich bergermann partner (sbp) und Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) als Sieger hervorgegangen. (Copyright: gmp/a-promise)

Die Arena von Verona gehört zu den größten und besterhaltenen Amphitheatern aus der römischen Zeit. Das knapp 2.000 Jahre alte Bauwerk ist Wahrzeichen, Tourismus-Magnet der Stadt und UNSECO Weltkulturerbe. Die 30 n. Chr. unter Kaiser Tiberius erbaute Arena wird heute für Opernaufführungen und Konzerte genutzt.

Gesucht: Eine flexible Überdachung gegen Witterung und Umwelteinflüsse

Aufgabe des Wettbewerbs war es, eine wandelbare und rückbaubare Überdachung zu entwerfen, die einerseits die Nutzung bei schlechtem Wetter ermöglicht und so vor schädlichen Umwelteinflüssen schützt, andererseits aber das historische Monument maximal respektiert und einen geringstmöglichen Eingriff in Substanz und Erscheinung des Amphitheaters darstellt.

Das neue Dach der Arena di Verona im geschlossenen Zustand (Copyright: gmp/a-promise)
Das geöffnete Dach ist diskret verstaut und ermöglicht freien Blick zum Himmel (Copyright: gmp/a-promise)

Der Gewinnerentwurf sieht einen deutlich abgesetzten Druckring über der Arena vor, der eine wandelbare Membran-Konstruktion hält. Ellipsenförmig die gesamte Fläche des Amphitheaters überdeckend, schafft das Tragwerk Raum, der für zusätzliche Beleuchtung und zeitgemäße Bühnentechnik genutzt werden kann.

Ein intelligentes Zusammenspiel aus einer fächerförmig angeordneten, verfahrbaren Seilstruktur und der Membraneindeckung schützt die gesamte Arena bei Bedarf vor Unwetter, kann aber auch bei strahlendem Wetter spurlos im Druckring verborgen werden.

Dabei verfahren zuerst die Seile aus Ihrer Parkposition im Druckring, während im zweiten Schritt die Membran dann entlang dieser Seile ausgefahren wird. Die Seile werden mittels Winden aus der Parkposition in ihre endgültige Position entlang des ovalen Druckrings verfahren. Festgesetzt an der finalen Position werden die Seile anschließend im Technikbereich der Garage hydraulisch vorgespannt.

Die dort geparkte Membran entfaltet sich nun, gezogen durch radial umlaufende Windenseile, sternförmig nach außen. Auf den letzten Zentimetern greifen hydraulische Spannmechanismen die vordersten Spannwagen und leiten die erforderliche Vorspannung in die Membrane ein.

In vier Schritten zum geöffneten Arena-Dach

Öffnungsvorgang (1/4), Abbildung: sbp/gmp
Öffnungsvorgang (2/4), Abbildung: sbp/gmp
Öffnungsvorgang (3/4), Abbildung: sbp/gmp
Öffnungsvorgang (4/4), Abbildung: sbp/gmp

Freier Blick zum Himmel

So bleibt bei geöffnetem Dach der unverstellte freie Blick in den Himmel gewahrt und die Open-Air-Atmosphäre erhalten. Von außen ist die Konstruktion kaum wahrnehmbar, dadurch wird der historische Charakter der römischen Arena erhalten. Aus der Vogelperspektive wirkt das geschlossene Dach wie eine schützende Muschel, die sich sanft über den historischen Bau legt.

Blick aus der Vogelperspektive auf die Arena di Verona (Copyright: gmp/a-promise)

Entwurf: schlaich bergermann partner und Architekten von Gerkan, Marg und Partner
(sbp: Knut Stockhusen und Knut Göppert mit Daniel Gebreiter und Chih-Bin Tseng;
gmp: Prof. Volkwin Marg und Hubert Nienhoff mit Martin Glass und Nikolai Reich)
Auslober: Stadt Verona

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