Firmenzentrale Ziegler Group, Plößberg: Identität aus Holz

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Das skulpturale Gebäude mit der einprägsamen Fassade im oberpfälzischen Plößberg fällt sofort ins Auge. Die neue Firmenzentrale der Ziegler Group ist eine Komposition aus wertvollem Handwerk, modernen Akzenten sowie durchdachter Außen- und Innnenraum-Planung – errichtet aus dem Naturbaustoff Holz, der traditionell zur Ausrichtung des Unternehmens passt.

Auf einer Waldlichtung, dem höchsten Punkt des bestehenden Betriebsgeländes, hat eines der größten Sägewerke Europas sein neues Arbeitsdomizil bezogen. Hier ließ das Unternehmen ein zur Firmenausrichtung passendes unverwechselbares Gebäude errichten. Dem Bau war ein umfassender Workshop vorangegangen, für den sich die Architekten Brückner & Brückner mit der Geschäftsleitung der Ziegler Group rund sechs Monate Zeit nahmen. In intensiver Zusammenarbeit gestaltete man so die detaillierte Idee für den neuen Büro- und Verwaltungskomplex bereits im Mai 2018. „Die anspruchsvolle Bauaufgabe sollte als Ergebnis eine harmonische Arbeitsatmosphäre entstehen lassen und die unterschiedlichen Funktionsbereiche verknüpfen und zielorientiert fördern,“ berichtet Projektleiter Stephan Gräbner von Brückner & Brückner Architekten. Und in der Tat ergab die ausgefeilte Strategie ein Mitarbeiterkonzept, das die gesamte Unternehmens-Kommunikation unterstützt und die attraktiv gestaltete Arbeitswelt von Ziegler zusätzlich aufwertet. Umgesetzt wurde das Bauvorhaben nach Vorproduktion durch die Riedl Holzbau GmbH & Co. KG.

Realisiert im Sinne der Unternehmenskultur

Nach einem Jahr Bauzeit war das neue Arbeitsumfeld auf einer Bruttogeschossfläche von rund 3.660 m² mit dem Projektnamen „Hohes Holz“ ganz im Sinne der Unternehmenskultur fertiggestellt. Am Hauptstandort stehen auf der Gebäudegrundfläche von rund 32 x 32 m jetzt Büroräume für ca. 120 Verwaltungsmitarbeiter verschiedener Abteilungen zur Verfügung. Zusätzlich wurden vier Besprechungsräume unterschiedlicher Größe, ein Showroom sowie eine Belegschafts- und Gästekantine realisiert. Begonnen hatten die Arbeiten an dem Verwaltungsgebäude im September 2018 mit den Aushubarbeiten – im März 2019 war der Bau des Untergeschosses aus Betonfertigteilen abgeschlossen. Im darauffolgenden Monat begannen die Holzbauarbeiten für die einzelnen Geschosse und parallel dazu der geschossweise Ausbau vom Untergeschoss bis hin zu den oberen Stockwerken.

Von außen beeindruckt das Gebäude durch seine dynamische Fassade, an der sich bis zu 19 m hohe, geschälte Fichtenstämme senkrecht im lichten Abstand von 30-90 cm aneinanderreihen. Gemeinsam wählten Bauherr und Architekten ca. 200 Fassadenstämme aus. In Eigenleistung wurden diese vor Ort gefällt und in traditioneller Weise händisch geschält. Die Fichtenstämme, die sich vom Erdboden bis zum Dach emporstrecken, verkleiden die eigentliche Pfosten-Riegel-Konstruktion des Bauwerks aus Metall, Holz und großzügigen Glaselementen und erwecken dabei den Eindruck eines überdimensionalen Baumhauses. Um die natürliche Vergrauung zu unterstützen, blieben die geschälten Baumstämme unbehandelt.

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Im Hinblick auf die statisch-konstruktive Anbindung erwies sich die Ausbildung der Fuß- und Kopfpunkte als schwierig. Ebenso knifflig war der Arbeitsablauf bei der Montage der Langhölzer, denn die Stämme mussten mit Hilfe von Spezialkran und Arbeitsbühnen unter die vorhandene Attikaabdeckung aus Brettsperrholz eingebaut werden. Getragen wird das enorme Gewicht von rund 1.000 kg je Fichtenbaumstamm durch einen separaten Fundamentstreifen. Weiteren Halt finden die Stämme durch Stahlschwerter, die an Dach und Decke des Untergeschosses sitzen. Konstruktiv wurden die Holzstämme im oberen Vordachbereich in feuerverzinkte Kopfplatten mit Zentrierdorn eingepasst, um sie anschließend mit einem Metallblech am Fußpunkt fest zu verbinden. Die Lastabtragung erfolgt über einen um das Gebäude laufenden Fundamentstreifen, der mit Kies überfüllt ist. Was den Schichtaufbau der Fassade anbelangt, ist der erste gegen Sonnenlicht schützende „Filter“ die rhythmisch aufgereihte Baumstammfassade. Darauf folgen außenliegende Markise mit ZIP-Führung, textiler Bespannung und Tageslichtsteuerung. Den eigentlichen thermischen Abschluss des Gebäudes bildet eine Pfosten-Riegel-Fassade aus Holz und Aluminium mit Zweifachverglasung. Im Bereich der Geschossdecken kommt eloxiertes, undurchsichtiges, hinterdämmtes Glas zum Einsatz – in einem den Firmenfarben ähnelnden Braunton. Passend dazu wurden die braunen Abdeckbleche gewählt.

Tragende Bauteile

Das Unternehmen Holzbau Riedl übernahm die Ausführungsplanung vom Architekturbüro und realisierte das Gebäude als Generalunternehmer. Das Untergeschoss des vierstöckigen Gebäudes inklusive der Decke sowie zwei Fluchttreppenhäuser führten die Experten in Stahlbeton nach F90-Brandschutzanforderung aus. Der weitere Aufbau der tragenden Bauteile erfolgte ab dem Erdgeschoss in F60-Bauweise. Diese lange Erhaltungszeit im Brandfall, wird u. a. durch die Abkapselung der Decken erfüllt. Stützen, Wände und Decken des Erdgeschosses sowie der drei Stockwerke führte Riedl in Brettsperrholz aus. Die tragenden Stützen weisen eine Dimension von 28 x 28 cm aus. Für die Innenwände, die keine tragende Funktion erfüllen, wurde eine Stärke von 28 cm definiert. Die Decken mit einer Stärke zwischen 22 und 26 cm hat man mit Unterzügen ausgestattet. Im obersten Stockwerk wurde die Dachdecke zusätzlich mit Überzügen versehen. Die Aussteifung des Kragdachs erfolgte zum einen durch die Decke und die Wände. Zum anderen tragen zwei Stahlbeton-Treppenhäuser zur Stabilität des Gebäudes bei, die durch Stöße mit Platten sowie Zugbändern aus Flachstahl mit den Decken verbunden sind.

Zur Dämmung des Bauwerks dient Steinwolle, die sich hinter den geschlossenen Fassadenbereichen, Decken und Treppenhauswänden verbirgt. Bei der Glasfassade war die Steinwolle bereits in den Paneelen der Glasfassade – den fertigen Fassadenelementen – integriert. Das Haupttragsystem besteht aus Pendelstützen, ausgesteift durch Massivholzdeckenscheiben, und stabilisiert durch die Errichtung von Stahlbeton-Fluchttreppenhäusern. Die Gebäudeaussteifung erfolgt im Untergeschoss über Längs- und Querwände sowie die beiden Treppenhauskerne. Basiselemente sind die Scheibenausbildung mit Stahlzugbändern, brandschutztechnisch geschützt durch eine Trockenschüttung aus Kalksplitt auf der Massivholzdecke. Die vertikale Lastableitung wird erreicht über durchgängigen Hirnholzkontakt von Stütze zu Stütze und erfährt damit die statische Berücksichtigung der anisotropischen Eigenschaften von Holz. So konnte eine sehr verbindungsmittelarme Konstruktion erreicht werden. Die einfache Montage der Randunterzüge durch Auflagerung im Ausklinkungsbereich der Stütze durch simples Auflegen ist ein enormer Vorteil für die Vorfertigung und den zügigen Aufbau.

„Generell haben wir Anschlüsse, soweit möglich, tendenziell vermieden“, erklärt Christian Stangl vom Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner, dem die Projektleitung für die Statik oblag. „Wo es aber nötig war, gestalteten wir die Anschlüsse größtenteils unsichtbar. Das war realisierbar durch verdeckte Stabdübelanschlüsse, technisch anspruchsvolle Verbindungen zur Schubkraftübertragung sowie spezielle Auflagerung der Decken in Höhe des Fußbodenaufbaus. So konnten wir zudem die Erfüllung der Brandschutzanforderungen effektiv sichern.“

Die Schüttung aus geglühtem Kalksplitt vermeidet die Übertragung von Tritt- und Luftschall, indem sie die Eigenfrequenz der gesamten Deckenkonstruktion verbessert, und sorgt überdies für den nötigen Brandschutz, da aussteifende Stahlzugbänder direkt unter der Schüttung verlegt wurden. Zudem fungiert diese Kombination als Massespeicher für sommerlichen Wärmeschutz. Die Betonwände im aussteifenden Treppenhaus und im Fahrstuhlkern haben eine „saugende“ Sichtholzschalung erhalten, die der chemiefreien Verbesserung der Betonoberflächenqualität dient, indem sie den Wasserzementwert erheblich reduziert. Das ermöglichte neben der optisch ansprechenden Architektur die Realisierung des Fluchtwegs in der Feuerwiderstandsklasse F90 mit Raumabschluss. Die Dachkonstruktion wurde ebenso als Massivholzdecke mit hohem sommerlichen Wärmeschutz realisiert. „Gerade hier lässt sich durch die Verknüpfung von Masse mit niedriger Wärmeleitfähigkeit und somit hoher Wärmekapazität ein stark verzögerter Wärmedurchgang im Tagesverlauf mit Verschiebung der Amplitude in den Nachtbereich erreichen,“ sagt Stangl. Die optisch schwebend gelagerte Holztreppe, die durch das ganze Haus führt, hat zudem tragende Treppenwangen in Brettsperrholzbauweise mit angeschlossenen Massivholzblockstufen im Fluchttreppenhaus. Ein optisches Highlight sind die kreisrund gesägten Lichtöffnungen in der Massivholzdachdecke.

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[Auszug aus GEG Baupraxis 2/2022, Autorin: Eva Mittner]

Fachzeitschrift GEG Baupraxis, Ausgabe März/April 2022
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