Gesamtschule Rheda-Wiedenbrück von Sigurd Larsen Architekten, Berlin
Ein Gegenentwurf zu traditionellen Klassenzimmern und monotonen Schulfluren: Im Südosten von NRW hat Sigurd Larsen mit seinem Team im Mai 2019 den Neubau der Gesamtschule Rheda-Wiedenbrück fertiggestellt. (Grafik: Sigurd Larsen Design & Architecture)
Für das Projekt, das die neue Schulreform des Bundeslandes umsetzen soll, haben die Planer*innen aus Berlin-Kreuzberg eine Reihe von neuen Raumtypologien entwickelt. Räume für Gruppenarbeiten, Projektarbeiten und Hausaufgaben, aber auch für kreative und sportliche Aktivitäten sieht das Raumprogramm vor.
Das Gebäude selbst bildet eine Reihe von Höfen, die über die Jahre mit verschiedenen Baumsorten begrünt werden. Eine lange innenliegende “Schulstraße” verbindet alle Gebäudeabschnitte. Gleichzeitig schafft dieses Erschliessungselement Rückzugsorte, aber auch Raum für gemeinschaftliches Lernen. Ein Konzept von verschiedenen Lautstärken wurde entwickelt, um die Materialität wie auch die Lage der neuen Raumtypologien zu bestimmen.
Foyer, Schulstraße, Flure – Lautstärke: Medium
Nahe dem nördlich gelegenen Eingang befindet sich der Info-Turm. Er beinhaltet einen großen Bildschirm mit allen für den Schultag relevanten Mitteilungen an die Schüler, Platz für Poster und Plakate und eine große Turmuhr. Es entsteht ein natürlicher Treffpunkt, der weiter in die Mensa oder die lange Schulstraße führt. Von dort aus eröffnet sich der Blick in ein kleines Dorf.
Die hausähnlichen Möbel sprechen die kreative und spielerische Seite der Kinder und jungen Erwachsenen an und schaffen nach innen intime und ruhige Rückzugsorte am Hauptverkehrspunkt und Herzen der Schule. Nach außen bieten ihre Vitrinen zusammen mit den angrenzenden Wandflächen den idealen Raum eines Galerierundgangs mit vielen Ausstellungsmöglichkeiten.
Das häusliche Stadtbild setzt sich in der Bibliothek fort. Die Häuser bieten Raum für gemeinschaftliches Arbeiten in Gruppen, Besprechungen oder Einzelarbeit.
Die Flurbereiche, die zu den einzelnen Klassenzimmern führen, beinhalten Möbel die wie eine Art durchlaufendes Band organisiert sind. Das Band als kontinuierliche Aneinanderreihung von Sitzmöglichkeiten, Liege- und Ablageflächen für kleine Pausenmomente.
Bibliothek & Selbstlernzentrum – Lautstärke: Medium
Die Bibliothek bildet eine Art Nische in der Schulstraße. Die Anordnung der kleinen Häuser schafft im kleineren Maßstab intime Situationen im Inneren und spannende Platz und Straßensituationen im Außenbereich. Trotz der Tendenz zunehmend im Internet zu recherchieren bleibt hier Platz für ein vielfältiges Bücher- und Zeitschriftenarchiv. Auch für Lehrmaterialien, Nachschlagwerke und Fachliteratur wird ausreichend Stauraum geboten.
In den einzelnen Räumen kann neben unterschiedlichen Arbeitsformen auch der persönliche Austausch zwischen Schülern und Lehrern oder Eltern und Lehrern an Elternsprechtagen stattfinden. Die Möbel sollen eine heimische Atmosphäre und Raum zum Lesen und Unterhalten schaffen. Ergänzend zum Informatikraum stehen auch hier Computer zum Erledigen der Hausarbeiten zur Verfügung.
Mensa und Theatersaal – Lautstärke: Medium bis Maximum
Die Mensa als lebhafte, farbenfrohe und soziale Mitte der Schule bietet Raum für verschiedene Aktivitäten, den Austausch der Schüler miteinander und die freie Entfaltung ihrer Kreativität.
Leichte Tische und ein flexibles Gardinensystem ermöglichen eine einfache und schnelle Umwandlung des Raums, z. B. von einer Mensa mit 500 Stühlen in eine Bühnensituation, eine große Tanzfläche oder viele verschiedene aufgeteilte Arbeitsbereiche für parallele Gruppenarbeit.
Weitere Informationen und Fotos: sigurdlarsen.com