Jobcenter Berlin-Mitte: Umbau und energetische Sanierung des “Bornemann-Hochhauses” durch Rüthnick Architekten

Unweit des Leopoldplatzes im Berliner Stadtteil Wedding haben Rüthnick Architekten eine Rathauserweiterung aus den 60er Jahren umgebaut und energetisch auf den Stand der Zeit gebracht. Das denkmalgeschützte Ensemble beherbergt nun das Jobcenter Berlin-Mitte. (Foto: Andreas Meichsner)

Zwischen 1964 und 1966 entstand hier nach den Plänen des Berliner Architekten Fritz Bornemann ein zwölfgeschossiges Hochhaus sowie ein vorgelagerter eingeschossiger Anbau, der seinerzeit als Bezirksverordnetensaal (BVV-Saal) diente.

Das Ensemble ist ein bezeichnendes Beispiel der modernen Nachkriegsarchitektur und steht unter Denkmalschutz. Dies hatte besonderen Einfluss auf die Planung, denn der Charakter des Entwurfs von Fritz Bornemann sollte erhalten bleiben.

Lage an der Müllerstraße – Umbau Bornemann-Hochhaus zum Jobcenter Berlin-Mitte (Rüthnick Architekten Ingenieure)
Lage an der Müllerstraße – Umbau Bornemann-Hochhaus zum Jobcenter Berlin-Mitte (Rüthnick Architekten Ingenieure)

Energetische Ertüchtigung der Fassaden, Modernisierung der Haustechnik, des Brandschutzes und der Grundrissstruktur

Bautechnisch und hinsichtlich seiner Energieeffizienz entsprach der 50 Jahre alte Gebäudekomplex nicht mehr den aktuellen Anforderungen und musste für die neue Nutzung als Jobcenter und Berufsinformationszentrum umfassend instandgesetzt und umgebaut werden.

Das Berliner Planungsbüro Rüthnick Architekten hat – mit Rücksicht auf den Bornemannschen Entwurf – die energetische Ertüchtigung der Fassaden, die Modernisierung der Haustechnik und des Brandschutzes durchgeführt sowie die Grundrissstruktur dem Raumbedarf der neuen Nutzer angepasst.

Grundriss Erdgeschoss – Umbau Bornemann-Hochhaus zum Jobcenter Berlin-Mitte (Rüthnick Architekten Ingenieure)
Grundriss Erdgeschoss (Rüthnick Architekten Ingenieure)
Grundriss Normalgeschoss – Umbau Bornemann-Hochhaus zum Jobcenter Berlin-Mitte (Rüthnick Architekten Ingenieure)
Grundriss Normalgeschoss – Umbau Bornemann-Hochhaus zum Jobcenter Berlin-Mitte (Rüthnick Architekten Ingenieure)

Fassadensanierung in Abstimmung mit dem Denkmalschutz: aus Waschbeton-Platten werden glatte Putzflächen

Charakteristisch für die Bornemannsche Fassadengestaltung sind die horizontale Schwarz-Weiß-Gliederung und die Verbindung einer planen Fassade mit einer verglasten Gebäudefront.

Bei der Erneuerung der Waschbetonplatten wurde, in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, die vorhandenen hellen Brüstungen und die dunklen opaken Außenwandflächen der Fensterbänder als glatt geputzte Flächen ausgebildet.

Fassadenansicht Jobcenter Berlin-Mitte (Foto: Andreas Meichsner)
Fassadenansicht Jobcenter Berlin-Mitte (Foto: Andreas Meichsner)
Jobcenter Berlin-Mitte: Verbindungsgang zwischen Flachbau und Hochhaus (Foto: Andreas Meichsner)
Jobcenter Berlin-Mitte: Verbindungsgang zwischen Flachbau und Hochhaus (Foto: Andreas Meichsner)

Aus Gründen der Tragfähigkeit der Bestandskonstruktion und der Wirtschaftlichkeit musste dieser Eingriff in die geschützte Fassade vorgenommen werden. Gleichzeitig wurden die Fensterelemente, unter Berücksichtigung heutiger energetischer und bauphysikalischer Anforderungen, komplett nach ursprünglichem Vorbild erneuert.

Innenwände aus Sichtmauerwerk und hölzerne Wandverkleidungen

Im Gebäudeinnern blieben sämtliche Wände aus Sichtmauerwerk in den Fluren erhalten. Sie wurden im Zuge der Baumaßnahmen instandgesetzt und gereinigt. Ein neues Farbkonzept ist die Grundlage der Gestaltung von öffentlichen Bereichen und Fluren.

Jobcenter Berlin-Mitte: Eingangsbereich (Foto: Andreas Meichsner)
Jobcenter Berlin-Mitte: Eingangsbereich (Foto: Andreas Meichsner)

Der besonders zeittypisch gestaltete Dillenburg-Saal (benannt nach Weddings Partnerstadt), im ersten Obergeschoß, wurde denkmalgerecht im Original wieder hergestellt. Die abgehängte 60er-Jahre-Decke und hölzernen Wandbekleidungen wurden demontiert und nach Verbesserung des Brandschutzes im Original wieder angebracht.

Jobcenter Berlin-Mitte: Sanierter Innenraum (Foto: Andreas Meichsner)
Jobcenter Berlin-Mitte: Sanierter Innenraum (Foto: Andreas Meichsner)

Unter der Einhaltung zukunftsorientierter Energiestandards, das Gebäude erfüllt die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014, wurde mit der Instandsetzung und dem inneren Umbau ein prägnantes Beispiel zum denkmalpflegerischen Erhalt eines Baus aus der Nachkriegsmoderne geschaffen.

Projektdaten Jobcenter Berlin-Mitte

Standort: Müllerstraße 147, 13353 Berlin
Projektaufgabe: Grundsanierung und energetische Ertüchtigung sowie Herrichtung eines Bestandsgebäudes für die Unterbringung des Jobcenters
Auftraggeber: Land Berlin, vertreten durch BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH
Architekten: Rüthnick Architekten
Auftrag: Zuschlag nach Verhandlungsverfahren, 2012
Planungsbeginn: 2012
Realisierung: 2013-2018
BGF: 8.908 m²
BRI: 33.198 m³
Baukosten: 10,76 Mio. €

Fachplaner:
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH, 10997 Berlin
Bauphysik: JH Ingenieure, 14532 Kleinmachnow
Haustechnik: Heimann Ingenieure GmbH, 10997 Berlin
Brandschutz: Büro für Brandschutz, Dipl.-Ing. Frank Jastram, 13187 Berlin
Schadstoffe: GUP-Ingenieurbüro für Umwelt/ Projektmanagement, 13088 Berlin

Fotografen: Andreas Meichsner, Berlin; Kevin Fuchs, Berlin

Jobcenter Berlin-Mitte: Ehemaliger BVV-Saal (Foto: Andreas Meichsner)
Jobcenter Berlin-Mitte: Ehemaliger BVV-Saal (Foto: Andreas Meichsner)
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