Olympiastadion Helsinki (1938): Wiedereröffnung nach Sanierung und Modernisierung

Das 1938 eingeweihte Olympiastadion von Helsinki wurde Ende August 2020 nach umfassender Sanierung und Modernisierung feierlich wiedereröffnet. Der architektonische Entwurf für die Modernisierung stammt vom Konsortium K2S und NRT in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Architekturkollektiv White Arkitekten und Wessel de Jonge aus den Niederlanden.

Eine “Investition in das Alte” für einen Veranstaltungsort der Zukunft

Anfang des Jahrtausends schien die Zukunft des Olympiastadions Helsinki ungewiss. Denn es befand sich in baulich schlechtem Zustand und entsprach nicht mehr den heutigen Vorgaben für einen Veranstaltungsort.

Eine Kostenschätzung für die Sanierung ergab einen Betrag, für den man auch ein neues Stadion hätte bauen können. Aber die „Nordic Capital of Cool“, wie sich Helsinki gerne nennt, beschloss, das Alte zu bewahren und in die Sanierung und Renovierung ihres Olympiastadions zu investieren.

Das Olympiastadion Helsinki von 1938: Wiedereröffnung nach Sanierung und Modernisierung (Foto: Wellu Hämäläinen)
Das Olympiastadion Helsinki von 1938: Wiedereröffnung nach Sanierung und Modernisierung (Foto: Wellu Hämäläinen)

Seit den 1930er Jahren Nationaldenkmal und Symbol der Unabhängigkeit

Das Olympiastadion Helsinki ist nicht nur ein Wahrzeichen im Stadtbild Helsinkis, sondern auch ein Bauwerk von großer nationaler Bedeutung. Für viele Finnen symbolisiert die rein funktionalistische Architektur der 1930er Jahre in Verbindung mit dem Erscheinungsbild von 1952, als in Helsinki die Olympischen Spiele stattfanden, den Beginn einer neuen Ära für das Land.

Nur zwanzig Jahre vor der Einweihung des Stadions im Juni 1938 hatte Finnland seine Unabhängigkeit erklärt. Kurz darauf bereitete sich die junge Nation auf die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1940 vor. Allerdings verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Austragung der Spiele. Erst im Sommer 1952 fanden die Olympischen Spiele in Helsinki statt.

Das Olympiastadion ging aus einem Architekturwettbewerb der 1930er Jahre hervor, den die finnischen Architekten Yrjö Lindegren (1900–1952) und Toivo Jäntti (1900–1975) mit ihrem rein funktionalistischen Entwurf für sich entschieden. Die ursprüngliche Architektur zielte auf Zweckmäßigkeit, Funktionalität und Rationalität ab.

Finnische Moderne und zeitgemäße Standards in Sachen Sicherheit und Komfort

Trotz des großen Respekts für die ursprüngliche Architektur mussten bei der Renovierung erhebliche Veränderungen vorgenommen werden, bis das Bauwerk die Standards des 21. Jahrhunderts für ein Mehrzweckstadion erfüllte. Es ist nun komfortabler, funktionaler und besser zugänglich, hat sich aber sein unverkennbares Erscheinungsbild bewahrt.

Das gesamte Stadion samt Tribünen, Fußballplatz und Leichtathletikanlage wurde modernisiert. Zusätzlich entstand unterirdisch ein zweites Stadion: 20.000 Quadratmeter verdoppeln den beheizbaren Innenbereich.

Intelligente, vielseitige Sportanlagen, ein Tunnel, der dem Verlauf der Leichtathletikbahn darüber folgt, ein Logistikbereich und eine Mehrzweckhalle sind als vollständig neuer Teil des Olympiastadions hinzugekommen.

Unterirdische Sporthalle (unter dem Olympiastadion Helsinki; Foto: Tuomas Uusheimo)
Unterirdische Sporthalle (unter dem Olympiastadion Helsinki; Foto: Tuomas Uusheimo)

Zeitlose Materialität: Beton, Ziegel, Holz und Glas

In der Außenansicht verbindet sich heute der restaurierte Betonbaukörper der 1930er Jahre mit den renovierten Elementen der 1950er Jahre, ergänzt durch einen neuen Stadionvorplatz im Norden mit Catering-Kiosken – ebenfalls in Beton ausgeführt – für den Verkauf von Speisen und Getränken. All diese Elemente fügen sich in der Architektur des Jahres 2020 zu einem vertrauten Monument von hohem Wiedererkennungswert zusammen, das durch seinen menschlichen Maßstab besticht. Die Materialien sind in den alten und neuen Bereichen gleichermaßen zeitlos und langlebig: weißer Beton, Ziegel, Holz und Glas.

Eingangsbereiche des modernisierten Olympiastadions in Helsinki (Foto: Wellu Hämäläinen)
Eingangsbereiche des modernisierten Olympiastadions in Helsinki (Foto: Wellu Hämäläinen)

Die erneuerte hölzerne Fassadenverkleidung aus finnischem Fichten- und Kiefernholz verbirgt einen neuen Regenschutz über den Tribünen. Die Verwendung von Holz geht auf die 1950er Jahre zurück, als man das Stadion – bis dahin ganz aus Beton – durch hölzerne Bauteile erweiterte, die ihm sein heutiges Aussehen verliehen. Dem Holz verdanken die Zuschauertribünen ihre besondere taktile Qualität und Textur.

Zur Sicherheit der Stadionbesucher wurde das Holz des Regenschutzdachs feuerfest imprägniert. Auch bei den 36.300 neuen Sitzen aus Holzverbundmaterial, gefertigt im nahegelegenen Salo in Südfinnland, wurde auf Feuerfestigkeit geachtet. Darüber hinaus sind die neuen Sitze bequemer, auch für hochgewachsene Personen. Bei Konzerten fasst das Stadion bis zu 50.000 Besucher.

Die verputzten Fassaden, die offen sichtbare Betonkonstruktion und das Ziegelmauerwerk in den Kurven behielten bei der Restaurierung ihr ursprüngliches Aussehen. Die neuen Tribüneneingänge mit vor Ort gegossenen Betontreppen wurden auf den Rhythmus der Fassade mit ihren Kurven und Streben aus Beton und Ziegelmauerwerk abgestimmt. Durch die neu geschaffenen Notausgänge kann das Stadion jetzt in nur 8 Minuten evakuiert werden.

Ein Treppenhaus im modernisierten Olympiastadion Helsinki (Foto: Tuomas Uusheimo)
Ein Treppenhaus im modernisierten Olympiastadion Helsinki (Foto: Tuomas Uusheimo)

Die Details der Stahlbauteile in der Fassade wurden restauriert und die Stahlverblechung wurde nach Originalentwürfen gefertigt. Die Originalrahmen und -flügel der Stahl-/Holzfenster wurden aufgearbeitet, die Scheiben jedoch gegen neues, energieeffizienteres Glas ausgetauscht.

Ein Ort für unterschiedlichste Veranstaltungen und Nutzergruppen

“Das Olympiastadion wurde für die unterschiedlichsten Veranstaltungen und Nutzergruppen erbaut. Für all das muss es einen geeigneten Rahmen bieten. Als Architekten mussten wir Vertretern aller Nutzergruppen zuhören, ihre Bedürfnisse kennenlernen und diese so unter einen Hut bringen, dass das Stadion sämtlichen Nutzerinteressen gerecht wird – und zwar mit so wenig Veränderung wie möglich und mit dem Ziel, ein architektonisch ansprechendes und harmonisches Erlebnisumfeld zu schaffen.”
Kimmo Lintula, Architekt (Architekturbüro K2S)

Zuschauertribünen und Blick ins Olympiastadion Helsinki (Foto: Wellu Hämäeläinen)
Zuschauertribünen und Blick ins Olympiastadion Helsinki (Foto: Wellu Hämäeläinen)

Die Teile des Stadions aus den 1930er Jahren dienen mit ihren Einrichtungen heute als vielseitig nutzbare Räumlichkeiten für Veranstaltungen aller Art. Die funktionale Klarheit der Innenräume konnte wiederhergestellt werden. Viele Verbesserungen wurden vorgenommen, um den Komfort und die Zugänglichkeit des Stadions für das Publikums zu optimieren: Beispielsweise erhöhte man die Zahl der Toiletten von 248 auf 600 und stattete das Stadion mit vielfältigen Verkaufsständen aus.

Weitere Informationen: stadion.fi

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