Schubladen-Fassade: 55 Frames − Urbanes Wohnprojekt in Köln
Architekt Boris Enning realisierte mit “55 Frames” auf einem Eckgrundstück mitten in der Kölner City zwei kompakte, aber trotzdem durchlässige Wohnriegel mit ruhigen Innenhöfen.
Die namensgebenden Frames, die wie herausgezogene Schubladen unregelmäßig an der weißen Außenfassade hervorstehen, strukturieren das Gebäude und öffnen den Wohnraum nach außen, bieten dem Bewohner aber durch den umliegenden Rahmen Schutz und Geborgenheit.
Herausforderung “Auskragende Wandscheiben”
Die Befestigung der Betonrahmen schien bei diesem Projekt anfangs wegen des hohen Gewichts schwer realisierbar, doch mit Hilfe des Schöck Isokorb Typ WXT konnte die erforderliche Tragfähigkeit der auskragenden Wandscheiben und somit der „Frames“ problemlos erreicht werden.
Jury lobt die “hohe stadträumliche Qualität des Baukörpers”
Das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer + Partner entwickelte 2009 einen städtebaulichen Masterplan für die linksrheinische Innenstadt und Köln-Deutz. Die Idee zur Bebauung der keilförmigen Grundstücksfläche zwischen Perlengraben, Tel-Aviv-Straße und Blaubach entstammt genau diesem Konzept. Nach Abbruch des ehemaligen Zollkriminalamts, das über 50 Jahre ungenutzt brachlag, konnte 2015 mit der Bebauung begonnen werden.
„Die Baukörper sind mit zahlreichen Wegen verbunden, die eine halböffentliche Fläche entstehen lassen. Auf die Verkehrs- und Lärmsituation haben wir mit einer Erschließung über helle Laubengänge als Lichtflure und dem geschützten grünen Innenhof reagiert,“ erklärt Boris Enning. Der Architekt realisierte 81 verschiedene Eigentumswohnungen vom 49 Quadratmeter großen Apartment bis zur 160 Quadratmeter großen Loftwohnung. Insgesamt wurden sechs Vollgeschosse plus Staffelgeschoss errichtet.
Boris Enning erhielt für die „hohe stadträumliche Qualität des Baukörpers, der inmitten der City hochwertigen Wohnraum schafft und sich dem umgebenden Raum als neues Bindeglied mit hoher Aufenthaltsqualität anbietet“, von der Jury einstimmig den ersten Platz.
Lebhaftes Fassadenbild hebt die Neubauten von der Umgebung ab
„Die Tel-Aviv-Straße ist bereits gesäumt von Bürogebäuden und strukturierten Fassaden. Deswegen war es unsere Absicht, deutlich herausstellen, dass es sich hier nicht um ein weiteres Verwaltungsgebäude handelt, sondern um individuelles Wohnen. Diese Individualität sollte auch in der Fassade zum Ausdruck kommen. Wir wollten die Fassade zum einen mit den Frames, zum anderen aber auch mit den unregelmäßig versetzten Fensteröffnungen möglichst lebhaft gestalten. Daher haben wir uns für diese bunt aufgelockerte Fassade entschieden. So konnten wir natürlich auch sehr unterschiedliche Wohnungstypen anordnen. Denn jede Wohnung hat an der richtigen Stelle ihre Fenster und dadurch, dass die Wohnungen übereinanderliegend nicht gleich sind, ergibt sich dieses bunte Fassadenbild“, erläutert Boris Enning.
Ein weiteres, besonderes Merkmal der Fassade sind die vor Ort aus Beton hergestellten Balkone mit grün eingefärbter Glasbrüstung, die wie Rahmen auf die Fassade gesetzt sind. Die vierseitigen Rahmen sind bis zu 2,50 Meter tief. Sie bilden für die darüberliegende Etage den Boden und für die darunterliegende Etage die Decke eines Balkons. Teilweise sind die Rahmen zwei oder dreifach gestapelt.
Zweieinhalb Meter auskragende Wandscheiben
„Aufgrund des großen Gewichts und der Auskragung von bis zu 2,50 Meter der Frames konnten wir hier nicht mit dem Isokorb für auskragende Deckenplatten arbeiten, den wir normalerweise für die Balkonbefestigung nutzen. Wir haben daher die seitlichen Wände für die statische Befestigung der Frames genutzt.“ erläutert Astrid Knipp vom bau|werk Ingenieurbüro die Problematik. Hierzu wurde eine Wandscheibe jeweils mit einem Isokorb Typ WXT und der innenliegenden Wand verbunden, die andere Wandscheibe ist mit einem in die Stütze abgebogenen Typ WXT in der Außenwand verankert, da hier keine innenliegende Wand für die Rückverankerung vorhanden war.
Die oberen und unteren Deckenplatten sind lediglich mit dem Schöck Isokorb Ergänzungstyp HP-XT befestigt und liegen bzw. hängen somit auf bzw. an den Wandscheiben. Der Schöck Isokorb Ergänzungstyp HP-XT überträgt Kräfte sowohl parallel als auch senkrecht zur Dämmebene.
Christoph Meul, Leiter Produktingenieure, von Schöck ergänzt: „Die Stärke der Wandscheibe war mit 20 Zentimetern relativ gering, daher haben wir mit der geringsten Dicke des WXT gearbeitet. Trotz der kleineren Dimensionierung konnten wir die wirkenden Lasten wie gefordert ableiten.“
Der Schöck Isokorb Typ WXT ist ein tragendes Wärmedämmelement mit 120 Millimeter Dämmkörperdicke für auskragende Wandscheiben. Das Element überträgt negative Momente und positive Querkräfte. Zusätzlich werden horizontale Querkräfte übertragen. Er besteht aus drei Teilen. Um die Gesamthöhe von 2,80 Meter zu erreichen wurde zusätzlich ein Dämmzwischenteil eingesetzt. So kann der Isokorb auf jede gewünschte Höhe angepasst werden.