Zeitreise: Baustellenbesuch Flughafen BER (2015)

Herbst 2020: Das Unglaubliche ist wahr geworden. Ende dieser Woche wird der BER eröffnet. Ich hatte ehrlich gesagt nicht mehr richtig dran geglaubt.

Wie schön, dass uns (den Bewohner*innen Berlins, den Steuerzahler*innen in Deutschland, den Ingenieur*innen aus Deutschland usw.) diese Dauerblamage nun nicht mehr weiter beschäftigen muss, z. B. wenn man mit Leuten aus dem Ausland über deutsche Architektur oder Bauprojekte spricht.

Kleiner Rückblick: Spätsommer 2015. Die Fertigstellung des BER steht in den Sternen. An einem schönen, sonnigen Tag fuhr ich vom Prenzlauer Berg zur Dauerbaustelle südöstlich von Berlin. Hier mein Bericht von “damals”.

Viel Spaß!

 

Baustellenbesuch am BER: Besichtigung eines Städtebau-Modells im Maßstab 1:1

Die schlechten Nachrichten rund um den zukünftigen Flughafen für Berlin und Brandenburg, den BER, reissen nicht ab. Wer die aktuellen Meldungen über den Skandal-Bau verfolgt, kommt aus dem Kopfschüttel-Modus gar nicht mehr heraus.

Aber sehen wir die Sache doch mal positiv:

Solange diese kuriose, fast fertige Großbaustelle im Märkischen Sand vor sich hinschlummert, bietet sie uns Architekten, Architektur- und Stadtplanerisch Interessierten ein ganz hervorragendes Anschauungsobjekt (ja ich weiß, mit unseren Steuergeldern teuer erkauft). Ich selbst zumindest kenne keinen Ort der Welt, an dem sich das Werden von Städtebau und Architektur so spürbar manifestiert. Wie aus Plänen gebauter Raum wird, lässt sich am Geisterflughafen BER und in der fast menschenleeren Airport City quasi mit Händen greifen.

Vielleicht ist es in China ähnlich, wo die Drei-Buchstaben-Büros dieser Welt noch weit größere Projekte aus dem Boden stampfen. Der Vorteil am BER: Man muss keinen Langstreckenflug unternehmen, um sich das Ding anzusehen, eine kurze Auto- oder Fahrradfahrt – ca. 20 km von Berlin-Mitte aus – genügt.

Die Reise zum BER führt über neue, fast unbenutzte Straßen. Mehrspurige Zubringer von Schönefeld oder von der Autobahn A113 (“Schönefelder Allee”) führen zum neuen Großflughafen. Neben der Fahrbahn: Riesige Parkplätze sowie die neue, noch fast unbenutzte Bahnstrecke. Am Horizont taucht als Fluchtpunkt das Terminal auf. Ein Fest für Freunde der Zentralperspektive.

Autobahn-Zubringer zum BER (Foto: Eric Sturm)
Autobahn-Zubringer zum BER (Foto: Eric Sturm)
Zufahrt zum Flughafen BER von Schönefeld (Foto: Eric Sturm)
Zufahrt zum Flughafen BER von Schönefeld (Foto: Eric Sturm)
Zubringer Terminal / Airport City und Service Area (Foto: Eric Sturm)
Zubringer Terminal / Airport City und Service Area (Foto: Eric Sturm)
Abzweig Autobahn-Zubringer BER / Airport City (Foto: Eric Sturm)
Abzweig Autobahn-Zubringer BER / Airport City (Foto: Eric Sturm)

Autofreier Sonntag auf dem BER-Zubringer?

Je mehr man sich auf den quasi autofreien Autobahn-Zubringer dem eigentlichen Flughafengebäude nähert, desto dichter stehen neben der vierspurigen Strecke die Quader-Bauten der “Airport City”.

Falls der BER tatsächlich mal der Hauptstadtflughafen wird, als der er vor 20 Jahren gedacht war, müssen die Besucher aus aller Welt vor allem einen Eindruck von uns Deutschen bekommen: Auch im 21. Jahrhundert haben wir immer noch ein Faible für Ordnung und Funktionalität. Architektur in Reih’ und Glied. Preussen reloaded.

Ansicht des BER-Terminals von Nordosten (Foto: Eric Sturm)
Ansicht des BER-Terminals von Nordosten (Foto: Eric Sturm)
BER: Kolonnaden gegenüber der Ankunftsebene (Foto: Eric Sturm)
BER: Kolonnaden gegenüber der Ankunftsebene (Foto: Eric Sturm)

Die Handschrift von Gerkan, Marg und Partner (gmp) ist unverkennbar, auch in den Details. Wie der Berliner Hauptbahnhof und viele andere neuere Projekte von gmp sind die Bauten des BER handwerklich sauber ausgeführt, doch angesichts der teilweise plumpen Proportionen (siehe z. B. die Kolonnaden gegenüber der Abflugebene) fürchte ich, dass sich die architektursensiblen Fluggäste der Zukunft ganz schnell nach dem feinfühlig durchgearbeiteten Terminal in Tegel zurücksehnen werden.

Anmerkung: Ich habe den BER Ende August 2015 besucht, allerdings nur die öffentlich zugänglichen Bereiche. Das Innere des Terminals und anderer Gebäude habe ich nicht gesehen.

Parkhaus am BER (Foto: Eric Sturm)
Parkhaus am BER (Foto: Eric Sturm)
Parkhaus am BER (Foto: Eric Sturm)
Parkhaus am BER (Foto: Eric Sturm)

Zur Sicherheit nochmal der Hinweis: Der oben zitierte Text und die Fotos stammen aus dem Sommer 2015 😉.

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