Versickerung des Oberflächenwassers: Blockrigole ACO Stormbrixx unter dem Berliner Gendarmenmarkt

Auf dem Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte treffen modernes Großstadtleben und bewegte Geschichte aufeinander. 2023 wurde der 1688 angelegte Stadtplatz mit einem modernen Regenwasser-Management-System für die Anforderungen des Klimawandels aufgerüstet. Bis Ende 2024 soll die gesamte denkmalgerechte Sanierung des Gendarmenmarktes abgeschlossen sein.

Sanierung der unterirdischen Infrastruktur und eine klimagerechte Regenwasserbewirtschaftung

Eingerahmt wird er von einem dreiteiligen historischen Gebäudeensemble, dem Konzerthaus in der Mitte sowie dem Deutschen Dom im Süden und dem Französischen Dom im Norden. Doch die intensive Nutzung hat ihre Spuren hinterlassen. Vor allem die Granitplatten und Mosaike aus DDR-Zeiten waren dringend sanierungsbedürftig. Auch funktional entsprach Berlins bekanntestes Pflaster nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Infrastruktur.

Begleitet von mehreren Bürgerforen entstand ein städtebauliches Gestaltungskonzept, das den historischen Ort zu einem urbanen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität weiterentwickeln soll. Neben der barrierefreien Erneuerung der rund 14.000 Quadratmeter großen Platzfläche mit Natursteinen standen vor allem die Sanierung der unterirdischen Infrastruktur und eine klimagerechte Regenwasserbewirtschaftung im Vordergrund.

Die Rigole ACO Stormbrixx mit einer Umhüllung aus Geotextil für 
die Zwischenspeicherung und anschließende Versickerung von Regenwasser (Fotos: ACO)
Die Rigole ACO Stormbrixx mit einer Umhüllung aus Geotextil für 
die Zwischenspeicherung und anschließende Versickerung von Regenwasser (Fotos: ACO)

“Weg von der reinen Ableitung zur Kläranlage, hin zu einer dezentralen Versickerung”

Mehr Regenwasser, das geordnet in der Stadt versickern kann, schützt das Stadtgrün vor Trockenschäden und die Infrastruktur vor Überschwemmungen. Gleichzeitig stabilisiert sich der Grundwasserspiegel und die Gewässergüte steigt, weil es seltener zu Mischwasserüberläufen der Kanalisation in die Gewässer kommt.

„Wie in allen hochverdichteten, urbanen Räumen nehmen auch in Berlin Starkregenereignisse und Hitzeperioden als Folge des Klimawandels zu. Wir als Berliner Wasserbetriebe und die Stadt Berlin möchten eine Neuausrichtung im Umgang mit Niederschlagswasser: weg von der reinen Ableitung zur Kläranlage, hin zu einer dezentralen Versickerung.“

Christopher Repkow, Standortleiter für den medienübergreifenden Netzbau Berlin Ost, Berliner Wasserbetriebe

Komplexe Vorplanung der Regenwasserversickerung

Das Berliner Wassergesetz schreibt eine dezentrale Versickerung über belebte Bodenzonen vor. Wo allerdings – wie auf dem Gendarmenmarkt – unbefestigte Frei- und Grünflächen fehlen, sind alternative Systemlösungen gefragt. Ihre Aufgabe ist es, den natürlichen Wasserkreislauf nachzubilden, d. h. das Niederschlagswasser vor Ort zu sammeln, aufzunehmen, zu reinigen, zu speichern und sukzessive wieder an die Bodenzone abzugeben.

Als einer der führenden Anbieter solcher integrierten Entwässerungskonzepte wurde die ACO GmbH von den beteiligten Landschaftsarchitekt:innen frühzeitig in die komplexen hydraulischen Berechnungen eingebunden.

„Für den erforderlichen Überflutungsnachweis nach DIN 1986-100 und der DWA-A 138 haben wir die anfallenden Niederschlagsmengen eines mindestens 30-jährigen Regenereignisses von 5-minütiger Dauer nach den KOSTRA-DWD-Rasterdaten zugrunde gelegt,“ sagt Jan Witt, Anwendungstechniker bei ACO.

In Abhängigkeit von der Gesamtfläche, dem Einzugsgebiet und der Geländeneigung des Platzes wurde das erforderliche Auffang- und Rückhaltevolumen ermittelt und die Entwässerungsrinnen und Rigolen entsprechend dimensioniert.

Denkmalgerecht und stabil: Kastenrinne mit Gusseisen-Rost

In dem anschließenden, europaweit offenen Vergabeverfahren konnte ACO mit seinem speziell auf klimaresilientes Regenwassermanagement ausgerichteten Sortiment an Rinnen und Rigolen punkten.

Ausgeschrieben war zum einen eine Kastenrinne mit Guss-Kantenschutz und neutralem Längsstabrost aus Gusseisen, die sich am ursprünglichen Erscheinungsbild orientiert. „Die ACO PowerDrain Seal in entspricht nicht nur den anspruchsvollen Design-Vorgaben des Denkmalschutzes. Der robuste Rinnenkörper mit der EPDM-Dichtung am Rinnenstoß hält auch ohne sichtbare Rückenstützen den Belastungen des temporär hochbelasteten Platzes stand“, erläutert Jan Witt.

Niedrige Einbauhöhe, viel Speichervolumen – hilfreich beim hohen Berliner Grundwasserstand

Eine zentrale Rolle in der Regenwasserbewirtschaftung des Gendarmenmarktes spielt das Rigolensystem. Über die Füllkörper versickert das zuvor gesammelte und über Substratfilter gereinigte Niederschlagswasser und wird kontrolliert an die darunter liegende Bodenschicht abgegeben. Auch hier machte ACO das Rennen, denn das angebotene Rigolensystem ACO Stormbrixx erfüllte die spezifischen Anforderungen des großflächigen Platzes punktgenau.

Durch die kompakte Bauweise mit einer geringen Bauhöhe von nur 61 cm ist der Einbau auch bei dem in Berlin relativ hohen Grundwasserstand möglich, ohne den Mindestabstand zum Grundwasserspiegel zu unterschreiten. Die insgesamt sechs Rigolen haben eine Speicherkapazität von 480 m³ – genug, um auch ein 30-jährliches Regenereignis zu bewältigen.

Dank ihres modularen Aufbaus lässt sich die Blockrigole problemlos in die unterirdische Leitungsführung integrieren und in ihrer Kontur flexibel an die vorhandenen Platzverhältnisse anpassen. So werden die Grundelemente einfach um Fahnenmasten, Leuchten und das markante Schillerdenkmal platziert.

Christopher Repkow ließ es sich nicht nehmen, die Handhabung selbst zu testen: „Für die leichtgewichtigen, handlichen Kunststoffelemente ist kein schweres Gerät nötig. Mithilfe des Steckmechanismus konnte ich sie ohne großen Kraftaufwand mit einem Klick verbinden“ sagt der Entwässerungsexperte.

Wenn alle sechs Rigolen auf diese Weise zu tragfähigen Verbänden zusammengefügt sind, kann mit dem Einbau der vorgeschalteten Reinigungsstufen und Entwässerungsrinnen begonnen werden. Mit einem neuen Natursteinpflaster aus Granit, Gneis und Basalt soll der Gendarmenmarkt pünktlich zu Weihnachten 2024 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Und damit zu einem Vorzeigemodell für den klimaresilienten Umbau öffentlicher Räume werden.

Die Projektdaten im Überblick

  • Objekt: Klimaangepasstes Regenwassermanagement am Berliner Gendarmenmarkt
  • ACO-Produkte:
    • ca. 660 m ACO PowerDrain Seal in V 150 G mit Freestyle Gussrost „Ray“ sowie 39 Einlaufkästen
    • 
6 Rigolen ACO Stormbrixx HD 600 einschließlich Revisionsschächten mit DIBt Zulassung Nr. Z-42.1-500
  • Bauherr: Grün Berlin GmbH und Berliner Wasserbetriebe
  • Entwurf: Rehwaldt Landschaftsarchitekten und PST GmbH
  • Ausführungsplanung / Vergabe / Bauüberwachung: BBS Landscape Engineering GmbH und G.U.B. Ingenieur AG / Berliner Wasserbetriebe
  • Ausführende Firmen: KEMNA BAU Ost GmbH & Co. KG und Frisch & Faust Tiefbau GmbH
Das Rigolensystem von ACO sammelt das Niederschlagswasser, nimmt es auf, reinigt und speichert es. Anschliessend geben die Rigolen das Wasser sukzessive an die Bodenschicht ab (Foto: ACO)
Das Rigolensystem von ACO sammelt das Niederschlagswasser, nimmt es auf, reinigt und speichert es. Anschliessend geben die Rigolen das Wasser sukzessive an die Bodenschicht ab (Foto: ACO)
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