Stellungnahme der Architektenkammer Berlin zur Meldung der degewo: „Selber Planen und Geld sparen“

Mit Verwunderung hat die Architektenkammer Berlin die Pressemeldung zu einem Bauvorhaben der degewo (“Prinzip Eigenleistung” / “Selber Planen und Geld sparen”, Berliner Zeitung, 5. August 2015*) zur Kenntnis genommen, aus der man herauslesen konnte, dass durch den Einsatz einer unternehmenseigenen Planungsabteilung – anstatt freischaffender Planungsleistungen – bis zu 300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angeblich eingespart werde könne.

Auch die Nennung von Gesamtkosten hat erstaunt, obwohl offensichtlich erst die Kostenberechnung und noch gar keine verbindlichen Firmenangebote vorliegen. Bei der momentanen Baukonjunktur können tatsächliche Kosten keineswegs sicher voraus gesagt werden. Auch würde dabei durchaus interessieren, wie die Kosten der neuen Planungsabteilung „Bauwerk“ in diese Berechnung eingeflossen sind.

Die Architektenkammer Berlin möchte dem Eindruck, dass eine professionelle Planung unnötiges Geld verschlinge, mit Entschiedenheit widersprechen. Bei allem Verständnis für den hohen politischen Druck, möglichst schnell möglichst viele Wohnungen zu bauen, muss die Frage nach der langfristigen Werthaltigkeit der neu entstehenden Bauwerke bei der Verwendung öffentlicher Mittel immer im Vordergrund stehen. Gleiches gilt für die Wirtschaftlichkeit landeseigener Unternehmen; schließlich geht es um Steuergelder.

In Deutschland ist deswegen für öffentliche Bauherren, wozu auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften zählen, die Vergabe von Bau- und Planungsaufträgen an ein besonderes Vergaberecht gebunden. Damit soll einerseits Korruption verhindert werden, andererseits die Qualität bei der Planung und Bauüberwachung gesichert werden. Denn die Planungskosten selbst sind im Vergleich zum Einspar- und Qualitätspotential relativ zu den Baukosten eher gering. Das beste Instrument, um zu einer qualitativ hochwertigen und wirtschaftlich optimierten Planung zu kommen, ist nach übereinstimmender Meinung der Fachleute ein Planungswettbewerb. Untersuchungen des Bundesbauministeriums haben gezeigt, dass dadurch kaum Zeit und Geld verloren geht und die Vorteile deutlich überwiegen.

Bereits am 27. Mai hatte die degewo die Eröffnung ihres eigenen Planungsbüros „bauwerk“ vermeldet mit der Ankündigung, die interne Planung führe zu „optimalen Grundrissen für unsere Kunden“, zu „Funktion statt Fläche“ und schließlich zu einem „Mehrwert für das Quartier“. Architektinnen und Architekten in Berlin haben dabei gerade in den letzten Jahren bereits gezeigt, wie mit Kreativität und Engagement viele Wohnprojekte wirtschaftlich, in großer gestalterischer Vielfalt und dennoch kostengünstig erstellt werden. (Beispiele finden Sie im Internet-Archiv unserer Ausstellung „da! Architektur in und aus Berlin“)

Wenn nun im großen Stil wieder Wohngebäude von der Stange gebaut werden sollen, besteht die Gefahr, dass dysfunktionale Wohnquartiere mit Leerstand und sozialen Problemen entstehen. „Kleine Fenster und Abstellräume in den attraktivsten Flächen unter dem Dach mögen kurzfristig zu Einsparungen führen; ob es die intelligenten Lösungen von morgen sind, darf bezweifelt werden“, so Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin.

Die freischaffend planenden Architekten schätzen durchaus eine qualifizierte Bauherrenschaft, mit der zusammen gute und wirtschaftliche Wohngebäude realisiert werden können. „Deshalb wird es zwar begrüßt, wenn die degewo als Auftraggeber eine Bauabteilung mit kompetenten Ansprechpartnern aufbaut, aber für die Planung selbst hat sich längst herausgestellt, dass die Konkurrenz der freien Büros um den besten Entwurf zu mehr Innovation, Qualität und Wirtschaftlichkeit führt“, erläutert Christine Edmaier.

 

* Der Artikel “Prinzip Eigenleistung” / “Selber Planen und Geld sparen” erschien in der Print-Ausgabe der Berliner Zeitung, 5. August 2015. Siehe auch diese ähnliche Meldung online.

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