Grand Paris (Express): Infrastruktur- und Architekturprojekt der Superlative
In und um Paris wird zur Zeit intensiv gegraben, gebohrt und gebaut: Bis zum Jahr 2030 soll das bestehende Métro- und RER-Netz um ca. 200 km neue Strecken erweitert werden. Dabei entsteht eine beachtliche Anzahl neuer Bahnhöfe und Umsteigeknotenpunkte, u. a. von Architekturbüros wie Benthem Crouwel Architectes, Dominique Perrault, Bjarke Ingels Group, Valode et Pistre oder Kengo Kuma.
Neue Bahnhöfe und Métro-Linien für schnellere Verbindungen im Großraum Paris
Im Rahmen des Großprojekts “Grand Paris Express” sollen insgesamt 68 neue Bahnhöfe gebaut bzw. bestehende Métro- bzw. RER- (= S-Bahn)-Stationen umgebaut und erweitert werden. Ein planerisches Konzept dabei: Die neuen Linien bzw. die Verlängerung bestehender Verbindungen sollen die Region stärker netzförmig – sprich: um Paris herum – verbinden. So will man die Nachteile der tradtionell sternförmig auf die Kernstadt Paris ausgerichteten Verkehrsstruktur ausgleichen. Das folgende Video (von 2014) erläutert diesen Planungsansatz:
Für die wichtigsten Bahnhofsprojekte konnten in Architekturwettbewerben namhafte französischen und internationalen Architekturbüros bestimmt werden. Die Übersichtskarte oben zeigt, wer momentan für den Großraum Paris plant und dort baut. Eine komplette Übersicht mit weiterführenden Links zu jedem Bauprojekt finden Sie auf der Seite “Les lignes et les gares du Grand Paris” (French only).
Grand Paris Express – welche Architekten sind beteiligt?
Hier eine Auswahl der Bahnhofsprojekte und beteiligten Architekturbüros:
- Gare Pont de Bondy: Bjarke Ingels Group & Silvio d’Ascia
- Gare Saint-Maur – Créteil: ANMA
- Gare le Blanc-Mesnil: Berranger & Vincent Architectes
- Gare de Versailles Chantiers: Dietmar Feichtinger Architectes
- Gare Aéroport d’Orly: ADP / Artefacto
- Gare les Ardoines: Valode et Pistre
- SMR de Champigny: Richez & Associés
- Gare Le Bourget Aéroport: Atelier Novembre
- Gare Fort d’Issy – Vanves – Clamart: Philippe Gazeau
- Gare Clichy – Montfermeil: Agence Miralles Tagliabue EMBT / Bordas + Peiro
- Gare Saint-Maur – Créteil: ANMA
- Gare Villejuif Louis-Aragon: Philippe Gazeau
- Gare les Ardoines: Valode et Pistre
- Gare Sevran-Beaudottes: Agence Duthilleul et AREP
- Gare Saint-Denis Pleyel: Agence Kengo Kuma & Associates
- Gare les Ardoines: Valode et Pistre
- Gare Le Bourget RER: Agence Elisabeth de Portzamparc (AECDP)
- Gare Kremlin-Bicêtre Hôpital: Altarea Cogedim
- Gare la Courneuve Six-Routes: Chartier-Dalix Architectes
- Gare Créteil L’Echat: ANMA
- Gare Saint-Denis Pleyel: Agence Kengo Kuma & Associates
- Gare de Bécon-les-Bruyères: Jean-Paul Viguier et Associés
- und viele andere … (siehe Karte oben)
Stärkere Verzahnung der Stadt Paris mit der “Ile de France” und Aufwertung der Banlieues
Mit dem Großprojekt, das u. a. von der Regionalverwaltung Conseil régional d’Île-de-France und dem französischen Staat geplant und finanziert wird, soll das dicht bebaute, aber im weltweiten Vergleich sehr kleine “Kern”-Paris stärker mit dem Umland verzahnt werden.
Darüber hinaus erhoffen sich die Initiatoren eine Aufwertung und bessere Anbindung der jahrzehntelang vernachlässigten Vorstädte. Die Banlieues der französischen Hauptstadt liegen zwar räumlich nah an der Stadt, doch trennen städtebauliche Kahlschlagideen aus der Nachkriegszeit die beiden Welten (Bestes Beispiel: die Situation diesseits und jenseits der Stadtautobahn “Peripherique”). Hier prosperierende Metropole, dort Hoffnungslosigkeit und Tristesse.
Und während die ca. zwei Millionen Bewohner der 18 Pariser Arrondissements über die traditionellen Métrolinien bestens mit öffentlichem Nahverkehr versorgt sind, ist die Fortbewegung zur Arbeit, Ausbildung und in der Freizeit für die über acht Millionen Bewohner des restlichen “Grand Paris” oft mühsam.
Für das neue “Grand Paris” sollen auch unzählige Wohnungsbau-, Gewerbe- und öffentliche Bauprojekte realisiert werden
Neben den reinen Infrastruktur- und Bahnhofsprojekten plant man in Paris für die neu entstehenden ÖPNV-Knotenpunkte auch Wohnungsbauprojekte und öffentliche Einrichtungen. Ebenso sollen Shopping- und Gewerbeprojekte entwickelt werden. Auch im Hinblick auf das Großprojekt “Olympische Spiele 2024” versucht man in der französischen Hauptstadt auf diese Weise, den Anforderungen an eine Megacity gerecht zu werden.
Zwischenfazit: Dieses Infrastruktur-, Städtebau- und Architekturprojekt der Superlative wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Aktuelle Informationen zu den unzähligen Teilprojekten finden Sie u. a. auf der Website societedugrandparis.fr (leider größtenteils nur auf Französisch), weitere Videos zum Thema gibt es auf dem Youtube-Kanal der “Société du Grand Paris”.
Wenn Sie weitere gute Quellen zum Thema kennen, teilen Sie den Link dazu doch einfach unten in den Kommentaren! Besten Dank!