Rosenstein-Quartier: asp Architekten und Koeber Landschaftsarchitektur gewinnen Wettbewerb in Stuttgart

Die Arbeitsgemeinschaft von asp Architekten und Koeber Landschaftsarchitektur gewann Anfang April 2019 den 1. Preis des internationalen städtebaulichen Wettbewerbs für die Gestaltung des Rosenstein-Quartiers in Stuttgart.

Der Entwurf sieht gut vernetzte Quartiere mit einem urbanen Park als Rückgrat vor. „Wir haben eine robuste, tragfähige Blockstruktur entwickelt, die einerseits Qualitäten festschreibt, andererseits aber offen und anpassbar für kommende Prozesse ist“, erklären Cem Arat und Markus Weismann, Partner im Büro asp Architekten, ihre Vision für den neuen Stadtteil.

Das Flächenlayout des Wettbewerbsbeitrags für das Rosenstein-Quartier (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Das Flächenlayout des Wettbewerbsbeitrags für das Rosenstein-Quartier (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)

Vorhandene Strukturen werden aufgegriffen, gestärkt, interpretiert. Verbindungen und Blickachsen der angrenzenden Stadtteile, des Nordbahnhofviertels und des Stuttgarter Ostens, führen die Planer in das neue Gebiet hinein und verweben so Bestehendes mit Kommendem.

Mit dem Rosenstein-Quartier bietet sich Stuttgart die einmalige Chance auf einer Fläche von rund 85 Hektar mitten im Zentrum weiter zu wachsen. Hier soll in den nächsten Jahren, nach der Fertigstellung des Projekts “Stuttgart 21”, ein neues Stück Stadt mit erweiterter Parkfläche entstehen.

Der “Gleisbogenpark” als grünes Band

Prägendes Element des neuen Stadtteils wird der „Gleisbogenpark“. Als grünes Band, frei von Bebauung, bleibt die markante Form der Gleistrassen erhalten, die momentan im Vorfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs das Nordbahnhofviertel in einem großen, sanften Bogen umfahren.

Zahlreiche Freizeit-, Sport- und Kulturbauten sowie soziale Funktionen sind in den urbanen Park eingelagert. Darüber hinaus dient er zur stadtklimatischen Verbesserung und bietet Möglichkeiten für stadtverträgliche, landwirtschaftliche Nutzung wie urban gardening. Ein Teil der Flächen kann von den Anwohnern in einem gemeinsamen Prozess angeeignet und gestaltet werden. So unterscheidet sich der ganz bewußt als „Bürgerpark“ konzipierte Gleisbogenpark von den klassischen, landschaftlich geprägten Parks in der Umgebung.

Eigenständige, durchmischte Quartiere zum Wohnen und Arbeiten

Entlang der Parkachse entstehen vier neue, eigenständige, durchmischte Quartiere. Als verbindende „Klammer“ zu den angrenzenden Bereichen entwickelt asp die bestehende Blockstruktur des denkmalgeschützten Eisenbahnerviertels weiter. Innerhalb des neuen Stadtteils entstehen Felder, die durch ihre Form und Größe überschaubare Nachbarschaften mit eigenständigen Identitäten bilden. Jedes Quartier erhält einen eigenen Platz mit angelagertem „Quartiershub“. Hier konzentrieren sich soziale Infrastruktur, Nahversorgung und eine Quartiersgarage. Außerdem bieten die Hubs Raum für Experimentierfelder wie innovative, neue Mobilität oder das Sichtbarmachen von Energie- und Stoffkreisläufen.

Das Europaquartier (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Das Europaquartier (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Die Maker City (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Die Maker City (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Das Rosensteinviertel (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Das Rosensteinviertel (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)

Innovative Mobilität: Der (motorisierte) Individualverkehr muss draussen bleiben

Der Entwurf von asp sieht ein differenziertes Mobilitätssystem vor: Bereits an den Rändern der Quartiere wird der Individualverkehr abgefangen und in die zentralen Quartiersgaragen geleitet. Die Nachbarschaften bleiben weitestgehend autofrei, lediglich Anliegerstraßen verbinden die Quartiere miteinander. Flächendeckend gibt es Angebote für elektrisches Carsharing sowie ein durchgängiges Radwegenetz inklusive eines Radschnellweges entlang der Parkachse.

CO2-neutrales Energiekonzept

„Vernetzung“ spielt auch bei der Energieversorgung eine große Rolle. Ein Smart Grid, das alle Verbraucher, Erzeuger und Speichereinheiten im Quartier miteinander verbindet und optimiert ist Grundlage des CO2-neutralen Energiekonzepts. Die Wärmeerzeugung erfolgt je Cluster dezentral über Wärmepumpensysteme. Gebäudeintegrierte Photovoltaiksysteme in den Dach- und Fassadenflächen erzeugen im Jahresverlauf mehr Energie, als insgesamt verbraucht wird.

Der Lageplan des neuen Rosenstein-Quartiers (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)
Der Lageplan des neuen Rosenstein-Quartiers (Grafik: asp Architekten / Koeber Landschaftsarchitekten)

Überarbeitung der Entwürfe bis zum Sommer 2019

Den zweiten Preis vergab die Jury (siehe unten) an das Planungsbüro Laux Architekten in Zusammenarbeit mit Terra Nova Landschaftsarchitektur (Stuttgart/München). Bis zum Sommer 2019 sollen der erste und zweite Preisträger nun ihre Vorschläge überarbeiten.

Fachpreisrichter/-innen, stimmberechtigt (11)

Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow, Braunschweig
Prof. Fabienne Hoelzel, Stuttgart
Andreas Hofer, Zürich/Stuttgart
Prof. Dr. Martin Lanzendorf, Frankfurt a. M.
Prof. Ulrike Lauber, Berlin/München
Markus Müller, Meckenbeuren
Peter Pätzold, Stuttgart
Prof. Dr. Franz Pesch, Stuttgart/Dortmund
Prof. Christa Reicher, Dortmund
Prof. Matthias Schuler, München/Harvard
Prof. Antje Stokman, Hamburg

Das Protokoll des Preisgerichts (PDF) mit allen weiteren Beteiligten finden Sie auf den Seiten der Stadt Stuttgart. Dort ist auch die Präsentation der Stadt aus der Pressekonferenz am 09. April 2019 als PDF abrufbar.

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