Sichtbeton-Solitär: Feuerwehrhaus-Neubau in Bad Boll von Gaus Architekten

Für die Freiwillige Feuerwehr von Bad Boll (Landkreis Göppingen) hat das Planungsbüro Gaus Architekten einen multifunktionales Gebäude mit 1.300 m² Bruttogrundfläche (BGF) realisiert. Der zweigeschossige Sichtbeton-Solitär dient nicht nur als Einsatzzentrale und Basis für die vier Löschfahrzeuge. Im Obergeschoss bietet der Neubau auch Räume für die Jugendarbeit sowie Sitzungen des Gemeinderats.

Optimale Betriebsabläufe für die Feuerwehr – plus Blick in die Natur

Nach gut zweijähriger Bauzeit wurde das Projekt im November 2021 seinen Nutzer*innen übergeben. Das Grundstück befindet sich am südlichen Rand der Kleinstadt und fügt sich behutsam ins Landschaftsbild ein. Die Planenden positionierten den rechteckigen Baukörper im 90 Grad-Winkel zur Hauptverkehrsstraße.

So lässt der Bau den Blick auf die Schwäbische Alb frei und sorgt gleichzeitig für einen optimalen Betriebsablauf der Feuerwehr bei Einsätzen. Parkplätze und Haupteingang befinden sich auf der Westseite, Rangier- und Übungsflächen für die Einsatzfahrzeuge auf der Ostseite des Gebäudes.

Ansicht von Westen mit dem Parkplatz für die Feuerwehrleute (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Ansicht von Westen mit dem Parkplatz für die Feuerwehrleute (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Die Ostansicht des Feuerwehrhauses, links die Fahrzeughalle, rechts die Verwaltungs-, Sitzungs- und Aufenthaltsräume (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Die Ostansicht des Feuerwehrhauses, links die Fahrzeughalle, rechts die Verwaltungs-, Sitzungs- und Aufenthaltsräume (Bild: MRP Studio, Michael Renner)

Funktional lässt sich das Feuerwehrhaus in zwei Bereiche gliedern: Im nördlichen, zweigeschossigen Gebäudeteil befinden sich die Verwaltungs-, Umkleide- und Schulungsräume. Der Einsatzlogik einer Freiwilligen Feuerwehr folgend, liegen die Umkleideräume, der Aufenthaltsraum für die Bereitschaft sowie das Lagezentrum und der Funkraum im Erdgeschoss – in unmittelbarer Nähe zu den Einsatzfahrzeugen. Da der Neubau über eine weitgehend autarke Energieversorgung verfügt, kann er im Katastrophenfall auch als Steuerzentrale genutzt werden.

Im Obergeschoss findet man neben Büroräumen, Erste Hilfe-Raum und einer Küche die Räume für die Jugendarbeit der Freiwilligen Feuerwehr. Ebenfalls im 1. OG liegt der große Saal. Er steht für Schulungsveranstaltungen zur Brandbekämpfung, aber auch für Sitzungen des Gemeinderats von Bad Boll bereit. Großzügige Fensterflächen ermöglichen den Ausblick in die umgebende Natur.

Im südlichen Gebäudeteil befindet sich die Fahrzeughalle mit angrenzenden Lagerflächen, Trocken- und Technikraum. Die offene Halle ist über eine einläufige Treppe und eine umlaufende Galerie mit den Funktionsräumen im nördlichen Gebäudeteil verbunden.

Innenansicht Sitzungs- bzw. Schulungssaal (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Innenansicht Sitzungs- bzw. Schulungssaal (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Innenansicht der Florianstube für die Feuerwehr-Bereitschaft (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Innenansicht der Florianstube für die Feuerwehr-Bereitschaft (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Umkleide für Feuerwehrmänner (Bild: MRP Studio, Michael Renner; Planung: Gaus Architekten)
Die Umkleide für Feuerwehrmänner im Erdgeschoss (Bild: MRP Studio, Michael Renner)

Als “Beispielhaftes Bauen” ausgezeichnete Sichtbetonarchitektur

Alle Aufenthaltsräume werden durch große Fassadenöffnungen natürlich belichtet. Aber auch für die Erschliessungsflächen konnten die Planenden eine hohe Aufenthaltsqualität erreichen, z. B. durch Sitzfenster im Vorraum des Sitzungssaals oder eine frei zugängliche Loggia im Obergeschoss.

Die konsequente Sichtbetonarchitektur prägt das quaderförmige Gebäude. Die warmen Holztöne der Böden, Fenster, Türen und Fassadenelemente stehen in einem wohltuenden Kontrast zu den klar strukturierten Sichtbetonflächen innen und außen. Akzentuiert gebrochen wird dieses Bild durch knallrot lackierte Einbauten wie die Schränke in den Umkleideräumen der Feuerwehrmänner und -frauen.

Zugang zum Saal und Blickbezug nach Aussen durch Sitzfenster und Loggia (Bild: MRP Studio, Michael Renner)
Zugang zum Saal und Blickbezug nach Aussen durch Sitzfenster und Loggia (Bild: MRP Studio, Michael Renner)

Die architektonische Qualität, die hier im ländlichen Raum für einen Bauherren der “öffentlichen Hand” entstanden ist, überzeugte auch die Jury der Architektenkammer Baden-Württemberg. Sie verlieh dem neuen Feuerwehrhaus im Herbst 2021 die Auszeichnung “Beispielhaftes Bauen”.

Bauzeit: Juli 2019 bis August 2021
Planung: Gaus Architekten, früher Gaus & Knödler PartGbB
1.300 m² Bruttogrundfläche (BGF)
Geschosse: 2

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