Berlin: Offener Brief zum Auswahlverfahren für eine:n neuen Senatsbaudirektor:in

Nach den Koalitionsverhandlungen hat der/die neue, von der SPD gestellte Berliner Senator:in für Stadtentwicklung und Wohnen die Aufgabe, die Senatsbaudirektion neu zu besetzen. Doch es ist unklar, wie sich die SPD in baukulturellen Fragen positionieren will.

Laut den Initiatoren des “Offenen Briefs” wirft das Verhandlungsteam der SPD bei der Koalitionsbildung Fragen auf. An manchen Stellen sei eine Rückkehr zu bzw. ein Weiterführen von alten ideologischen Positionen wahrzunehmen. Auch die wichtige Rolle, die Architekt Tobias Nöfer im Verhandlungsteam der SPD bei der Koalitionsbildung gespielt hat, werfe Fragen auf, ebenso die ursprüngliche Besetzung der Leitung der Bundesstiftung Bauakademie vor zwei Jahren.

Akteur:innnen der Berliner Baukultur fordern qualifiziertes Auswahlverfahren

Vor diesem Hintergrund wendet sich ein breites Bündnis von Architekt:innen und weiteren Akteuren der Berliner Baukultur mit dem hier veröffentlichten Offenen Brief an die Ko-Vorsitzenden der Berliner SPD, um zum einen auf ein qualifiziertes Verfahren hinzuwirken, wie auch um wesentliche Anforderungskriterien zu benennen.

Bauen im Bestand: Das entkernte "Haus der Statistik" am Berliner Alexanderplatz wird saniert und mit neuen Nutzungen gefüllt (Foto: Eric Sturm, 2021)
Bauen im Bestand: Das entkernte “Haus der Statistik” am Berliner Alexanderplatz wird saniert und mit neuen Nutzungen gefüllt (Foto: Eric Sturm, 2021)

Die Initiatoren des Offenen Briefes sind Dr. Matthias Grünzig, Initiative Offene Mitte Berlin, Berlin; Anh-Linh Ngo, Chefredakteur und Mitherausgeber ARCH+, Berlin sowie Prof. Philipp Oswalt, Architekt und Publizist, Berlin/Kassel. Die Unterzeichner:innen (Stand 13.12.2021, 11:45 Uhr) entnehmen Sie bitte dem unten eingebetteten PDF.

 

Berlin: Offener Brief zum Auswahlverfahren für eine:n neuen Senatsbaudirektor:in (PDF)

Update, 11.01.2022:

Mitte Dezember 2021 wurde bekannt, dass die neugewählte Berliner Regierungskoalition die Architektin Petra Kahlfeldt zur Senatsbaudirektorin bestimmt hat. Die Initiator:innen des offenen Briefes (s. o.) kritisieren diese Entscheidung vehement. In einer Pressemeldung vom 21.12.2021 schreiben sie:

“Die Neubesetzung der Position des Senatsbaudirektors / der Senatsbaudirektorin hat schon im Vorfeld zu vielfältigen Debatten geführt. Die Architektenkammer Berlin und der BDA Berlin haben die Einsetzung einer Findungs- und Auswahlkommission für dieses Amt vorgeschlagen. Ein Offener Brief „Für eine offene und transparente Auswahl des neuen Senatsbaudirektors / der neuen Senatsbaudirektorin wurde von über 450 namhaften Architekten, Initiativen und Verbänden unterzeichnet.

Nun erfahren wir, dass dieses wichtige Amt ohne ein Auswahlverfahren und ohne eine öffentliche Diskussion an Petra Kahlfeldt vergeben wurde. Dieses Vorgehen ist ein Affront gegenüber den UnterzeichnerInnen dieses Offenen Briefes.

Das Bauwesen befindet sich (wie die meisten anderen Bereiche der Gesellschaft) an einem Wendepunkt. Bis 2030 soll im Bausektor erfolgreich 60% des CO2-Ausstoßes eingespart werden, bis 2050 soll der Bausektor klimaneutral werden. Die Verkehrswende und die Energiewende verlangen drastische Veränderungen im Gefüge der Stadt Berlin, für die es keine unmittelbaren Vorbilder gibt. Unter diesem Vorzeichen die Wohnungskrise zu bewältigen, ruft nach neuen Ansätzen für einen bezahlbaren und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau. Die SenatsbaudirektorIn spielt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle, muss er/sie doch zukunftsweisende Impulse setzen und wesentlich für die Steuerung der Qualität der baulichen Umsetzung dieser Herausforderungen verantwortlich sein.

Mit Petra Kahlfeldt wurde eine Architektin ausgewählt, deren bisheriges Tätigkeitsprofil im krassen Gegensatz zu den aktuellen Herausforderungen Berlins steht. Petra Kahlfeldt ist bisher als Mitinhaberin des Büros Kahlfeldt vor allem mit der Realisierung von Villen und Luxuswohnanlagen im gehobenen Preissegment verantwortlich gewesen.”

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