Graue Energie nutzen: Re-Use und Recycling am Beispiel des Baustoffes Backstein
Backstein erfordert wenig Pflegeaufwand, hat gute thermische Eigenschaften und kann “in Würde altern”. Dadurch eignet sich der Baustoff Backstein sehr gut für die Kreislaufwirtschaft.
Durch die Wiederverwertung von Backsteinmauerwerk lässt sich viel “Graue Energie” sparen – und eindrucksvolle Architektur realisieren, wie verschiedene Projekte in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen haben.
Moderne Architektur aus Abbruchziegeln
Prominente Beispiele aus namhaften Büros waren zuletzt etwa die aus Abbruchziegeln gebaute Zentrale der Drogeriemarkt-Kette dm in Karlsruhe, geplant und realisiert vom Stuttgarter Architekturbüro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei. Beim Umbau und der Sanierung des Neuen Museums in Berlin durch David Chipperfield Architects wurden 350.000 aufgearbeitete Backsteine neu vermauert.
Aber auch in kleineren Projekten kann der Einsatz von “gebrauchten” Backsteinen eine faszinierende Wirkung erzielen (und dabei helfen, den CO2-Fußabdrick des Bauwerks zu reduzieren): Das “Sedimentloft Marienwerder” in Brandenburg von Tillmann Wagner Architekten ist ein gutes Beispiel dafür.
Lokale Wiederverwertung von Backsteinmauerwerk – mit Familiengeschichte
Das Ein-Raum-Ferienhaus ist aus den Abbruchziegeln gebaut. Sein Name “Sedimentloft” erinnert an die Entstehung von Ziegeln aus Lehm als Ablagerung von Sedimenten. Schichtungen treten auch mit den unterschiedlichen Ziegelfarben und der klaren Ablesbarkeit des Sockel-, Wand- und Dachbereichs auf.
Die Ziegelsteine im Reichsformat erzählen dabei eine ganz individuelle (Familien-)Geschichte: Sie erinnern an den Großvater des Bauherrn, aus dessen baufälliger Remise sie stammen. Der kompakte Bau nördlich von Berlin erhielt beim Fritz-Höger-Preis 2020 eine “Special Mention”.
Weitere Informationen und Fotos des Sedimentlofts finden Sie auf der Büro-Website des Architekturbüros.
Wiederverwertung (Re-Use) vs. Recycling – was sind die Unterschiede?
Recycling und Re-Use sind keine Synonyme. Bei der Wiederverwertung 1:1 (Re-Use) kommen Baumaterialien in ihrem ursprünglichen architektonischen Kontext erneut zum Einsatz. Der Baustoff Backstein eignet sich hier besonders gut. Ganz allgemein sind Baumaterialen ohne Rückstände von Dämmmaterial und Klebstoffen, Mörtel- oder Putzanhaftungen am besten geeignet, ein zweites oder gar drittes Leben zu führen.
Wo ein Bauteil nicht wiederverwertet werden kann, setzt Recycling mit einem Kreislauf aus Vorabrieben, Zerkleinern, Klassifizieren und Sortieren an. Nicht nur auf klassischen Baustellen warten Einsatzorte. Ziegelbruch und Schotter verschiedenster Körnungen eignen sich bestens im Straßenbau, für Tennisplatzbeläge und als Substrat im Garten- und Landschaftsbau.
Kreislaufwirtschaft am Bau: Der Kreislauf der Materialien
Knapper werdende Ressourcen und die begrenzten Kapazitäten von Bauschuttdeponien machen deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft auch am Bau zum Standard werden muss und viele Vorteile mit sich bringt. Im Idealfall trägt der lokale bzw. regionale Wiederverwertung von Baustoffen auch dazu bei, dass der hohe Energieverbrauch für Förderung und Produktion sowie für den Transport zur Baustelle erheblich reduziert werden kann.
Die Aufmerksamkeit für die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen steigt. Belgien, die Schweiz und vor allem Dänemark sind Vorreiter. Aber auch Deutschland zieht nach. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist inzwischen eine feste Größe in dem Prozess, so wenig Abfälle wie möglich zu produzieren und Materia- lien zu verwenden, die beliebig oft wiederverwertet werden können.